Dienstag, 25. März 2008

2001 - arg. Krise

So, nun endlich habe ich mich etwas schlauer gelesen und kann jetzt ein wenig über die argentinische Wirtschaftskrise von 2001 schreiben:

Am 19./20. Dezember 2001 entlud sich auf den Straßen Buenos Aires die Frustration der Bevölkerung über die wirtschaftliche Lage. Das sah dann so aus:



Zu den Gründen: Nach dem Ende der Militärdiktatur 1983 wurde in Argentinien die Demokratie wieder eingeführt. Die Wirtschaftslage verschlechterte sich jedoch rapide, bis sie 1989 ihren Tiefpunkt erreichte. Es kam zu einer Hyperinflation von 4900% in jenem Jahr, erheblicher Steigerung der Arbeitslosigkeit (9,2%) und einem Rückgang der BIP von 6,9%. Grund dafür waren die während der Militärdiktatur angehäuften Staatsschulden und die Abwertung der argentinischen Währung, die Exporte stimulieren sollte. Um diese Hyperinflation zu stoppen entschied sich die Regierung des 1989 gewählten Präsidenten Carlos Menem den Peso in einem Verhältnis von 1:1 an den US-Dollar zu koppeln. Dies führte zu einer Beruhigung der Inflation und dazu, dass die Argentinier plötzlich vor allem im Ausland "billig" einkaufen konnten, da ein Peso genau einen Dollar wert war. Dieser "Scheinreichtum" basierte jedoch auf einer Aufrechterhaltung durch immer höhere Auslandsschulden. Auch wurde der Einfuhr- und Investitionsmarkt komplett geöffnet für ausländische Produkte bzw. Investoren. Es folgte eine Kapitalflucht des gewonnen Kapitals ins Auslands durch die Investoren,. Zur finanziellen Unterstützung dieses Kurses mussten staatliche Firmen radikal privatisiert werden. Dies geschah oft weit unter Wert. Dabei war auch viel Korruption im Spiel. Die radikalte Marktöffnung hatte eine Preissteigerung und die Einfuhr von billigen Waren, besonders aus Süd-Ost-Asien, zur Folge. Dadurch gingen viele argentinische Betriebe bankrott, da sie dem Preisdruck durch die in Dollar zu zahlenden Löhne nicht standhalten konnten.
1995 wurde Menem, der dieses System eingeführt hatte, wiedergewählt. Die Wirtschaftslage begann schon damals zu bröckeln, aber viele hatten Kredite für Autos, Häuser, Küchengeräte, etc. auf Dollarbasis aufgenommen und trauten nur Menem den Erhalt der 1:1-Parität mit dem Dollar zu. Die Situation verschlechterte sich immer weiter bis es im Jahr 2001 in sich zusammen brach. Die Staatsverschuldung war ins Unermessliche gestiegen und die Arbeitslosigkeit stieg rapide an. Es folgten viele kurzfristige Maßnahmen, die Situation nicht verbessern konnten. Eine davon führte ein monatliches Limit ein Geld von Bankkonten abzuheben, das bei 1000 Pesos (damals noch = 1000US$) lag. Diese Maßnahme führte zum Aufstand der Bevölkerung, der durch alle Schichten ging, bis auf die Oberschicht, die durch diese Maßnahmen weitesgehend profitierte, auch durch das Netz aus Korruption, das weit ausgebreitet war. So gingen die Menschen auf die Straße, und demonstrierten lautstark mit Kochtöpfen und Holzlöffeln. Nach der blutigen Niederschlagung einer solchen Demonstration (am 19.12.2001) durch die völlig überforderte Polizei, musste der damalige Präsident de la Ruá am 22.12. zurücktreten. Er hatte Menems Politik nach 1999, als dieser verfassungsmäßig nicht mehr antreten durfte, weitesgehend beibehalten. De la Rua musste aufgrund der aufgebrachten Bevölkerung, die vor dem Regierungsgebäude auf dem Plaza de Mayo in Buenos Aires wartete und wütete, mit dem Hubschrauber ausfliegen.

Innerhalb von einer Woche gab es dann 4 weitere Präsidenten, was aufgrund von Verfassungsregelungen und anderen Windungen zustande kam, und der Unwilligkeit der Präsidenten sich diesem Chaos zu stellen. Ihre Präsidentenpension auf Lebenszeit erhalten sie trotzdem noch. Schließlich trat Duhalde das Präsidentenamt nach Wahl durch das Parlament an und erklärte am 2.1.2002 den Staatsbankrott und hob die 1:1 Parität des Pesos mit dem Dollar auf. Dies hatte zur Folge, dass der Peso sich binnen weniger Monate auf einen Umtauschkurs von 3,5 Pesos : 1 Dollar einpendelte. Der Großteil der Bevölkerung war plötzlich arm. Viele verloren ihre Rücklagen, da diese auf einmal nur noch weniger als ein Drittel wert waren. Die Auswirkungen dieser Krise sind noch heute deutlich zu sehen. Die Schere zwischen Arm und Reich ist enorm und wächst stetig an. Eine gesicherte Mittelschicht, wie sie vor 2001 vorhanden war, gibt es nicht mehr. Es existiert eine Oberschicht und eine große untere Mittelschicht, bzw. Unterschicht. Die Auslandsschulden lasten immer noch auf der Handlungsfreiheit Argentiniens, da sie ihre Schuldner noch bezahlen müssen. Es wurde zwar ein modrater Rückzahlmodus ausgehandelt, der Druck lastet jedoch schwer auf der argentinischen Wirtschaft. Diese hat zwar seit dem 2003 demokratisch gewählten Präsidenten Kircher deutliche Erfolge zu vermelden (um die 7-9% jährlich). Die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage kommt jedoch nicht bei der Bevölkerung an, bzw. zumeist nur bei der Oberschicht. Die Armut geht nur langsam zurück. Unter der neuen Präsidentin Fernandez Kirchner ist keine große Änderung der Politik zu erwarten. Man kann nur hoffen, dass die Armut erfolgreich bekämpft wird, denn sonst gleicht es in einigen jahren einem Pulverfass und Militärputsche und Krisen hat Argentinien genug erlebt.

Mittwoch, 5. März 2008

Uni

Hier mal ein paar Impressionen meiner Fakultät in Buenos Aires. So sieht es da wirklich aus. Die UBA als einzige staatliche Uni in Buenos Aires ist leider völlig unterfinanziert, hat aber eine gute Lehre. Es ist übrigens komplett umsonst dort zu studieren, nicht einmal Verwaltungsgebühren fallen an. Dafür müssen die 300.000 (ja, dreihunderttausend!!!) Studenten solche Räumlichkeiten in Kauf nehmen.



mein Zimmer

mein Zimmer

Balkon morgens

Balkon morgens