Montag, 30. April 2007

Trainingslager, AFA Trainigsgelände und "one minute of fame"

Ich war von Freitag bis Samstag mit der Unimannschaft auf einer "concentración", was soviel heißt wie Trainigslager. Trainiert haben wir zwar nicht wirklich viel, aber Ziel der Sache war auch mehr den Zusammenhalt der Gruppe zu fördern. Für mich war es die Möglichkeit die Jungs der Mannschaft näher kennen zu lernen. Am Samstag morgen waren wir auf einer Besichtigungstour auf dem AFA Trainingsgelände, wo die argentinische Nationalmannschaft trainiert und sich auf die Spiele vorbereitet. Ist das ein geiler Komplex. Die Plätze fast schon mit der sprichwörtlichen Nagelschere gepflegt, die Gebäude stilvoll eingrichtet, Regenerationsbecken vom Feinsten, Fitnessstudio und alles was der 08/15-Fußballer nie zu Gesicht bekommt als Teil seines Fußballerdaseins. Beim Anblick der Plätze hat man direkt Lust bekommen zu kicken und die Vorstellung sich dort auf ein Spiel vorzubereiten ist doch sehr angenehm. Auch die Geschichte war ein wenig zu spüren. Unser "guia" hat viele Anekdoten von Trainern und Spielern erzählt und bei dem Gedanken daran, dass Maradonna, Batigol, Riquelme, etc. sich dort auf ihre Spiele vorbereitet haben, war ich doch kurz davor eine Gänsehaut zu kriegen.
Die Jungs aus der Mannschaft sind allesamt sehr cool drauf. Einige konnte ich auch besser kennen lernen und es hat viel Spass gemacht, obwohl es auch anstrengend war. Besonders der Slang unter nem Haufen Jungs ist doch oft schwer zu verstehen und man muss sich sehr konzentrieren. Oftmals habe ich Witze, etc. auch nicht wirklich verstanden. Da kommt man sich ein wenig verloren vor, wenn alle lachen und die nicht mitlachen kannst. Sonst bin ich mit meinem Verständnis der Sprache sehr zufrieden. Die Seminare in der Uni verstehe ich fast komplett und verständigen kann ich mich inzwischen ohne großartig nachdenken zu müssen.
Samstag Nachmittag waren wir dann bei einem Spiel der hiesigen 2. Liga. Unser Coach kommentiert das Spiel für einen vereinseigenen Radiosender und hat uns alle mitgenommen mit dem Kommentar wir sollten die Spieler unser jeweiligen Position einmal genau beobachten. Ein kleines Dejavu hatte ich, als wir allesamt mit Generalkarte durch die Drehkreuze ins Stadion gelassen wurden. Die Beziehungen hatten mal wieder funktioniert. Das Spiel an sich war grottenschlecht. Die Heimmannschaft verlor gegen den Underdog mit 2-0 und musste sich heftigste Beschimpfungen der Fans anhören, was soweit ging, dass das ganze Stadion forderten den Towart aus dem Tor zu nehmen. Hinter uns saß ein ca. 7jähriger Junge, der während des ganzen Spiels mit den krassesten Schimpfwörtern um sich schmiss. Sein Vater neben ihm war hat nicht mal mit der Wimper gezuckt, sondern war seinem Sohn eher noch ein (schlechtes) Vorbild in Sachen Originalität der Beschimpfungen. Sehr beeindruckend waren allerdings die beiden Blockfahnen der jeweiligen Fans, die die ganze (!) Kurve bedeckten. Das fand ich schon sehr beeindruckend. Nach dem Spiel hatte ich dann noch "one minute of fame". Unser Coach analysierte das Spiel fürs Radio und hat mich gebeten etwas über den Unterschied von argentinischem und europäischem Fußball, mein Leben hier, etc. zu erzählen. So viel von hier, ich gebe zurück an die zuständigenFunkhäuser.

Donnerstag, 19. April 2007

Wo sind wir hingekommen...?

Dieser Eintrag hat nichts mit Argentinien zu tun. Ich muss aber einfach mal meine Verwunderung bzw. Ernüchterung ausdrücken: Auf welchem Weg sind wir eigentlich???
Da muss ich doch heute morgen erfahren, dass nach dem Massaker an der Virginia Tech teilweise gefordert wird, Studenten und Professoren mit Waffen auszustatten, damit solche Taten in Zukunft verhindert werden können. Nach weitergehender Suche entdecke ich auf http://www.nytimes.com/2007/04/18/us/18pistols.html?ref=us diese Passage: "No one can say for sure if allowing students and faculty members to carry arms would have prevented the rampage on Monday, said Philip Van Cleave, president of the Virginia Citizens Defense League. “But they wouldn’t die like sheep, at least, but more like a wolf with some fangs, able to fight back.”
Was bitte geht in deinem Hirn vor? frage ich mich sogleich.

Weiter geht's heute Nachmittag mit der Behauptung von Herrn Flippen (zitiert in der "Welt"), seines Zeichen Spielerberater von Torsten Frings, dass sein Mandant „ja kein Hartz-IV-Empfänger [sei]. Es entscheidet nicht sein Leben, ob er eine Million mehr oder weniger verdient.“ Auf welche Weise stigmatisiert der feine Herr Spielerberater Hartz-IV Empfänger. Diese Aussage hat doch offentsichtlich eine negative Konnotation über den Status und Stand von Hartz-IV Empfängern. Wieder frage ich mich, was er sich dabei denkt (wahrscheinlich nichts, dass ist ja das Traurige). Ich habe leider den Eindruck, dass dies durchaus eine vorherrschenden Meinung der Gesellschaft widerspiegelt.

Herr Schäuble setzt dann den Schlusspunkt meiner Ernüchterung für heute (hoffentlich). In einem vorab verbreiten Interview mit dem "Stern" lehnt er die Unschuldsvermutung im Bereich der Gefahren- und Terrorabwehr ab. Begründung seinerseit:
"Die Unschuldsvermutung heißt im Kern, dass wir lieber zehn Schuldige nicht bestrafen, als einen Unschuldigen bestrafen. Der Grundsatz kann nicht für die Gefahrenabwehr gelten. Wäre es richtig zu sagen: Lieber lasse ich zehn Anschläge passieren, als dass ich jemanden, der vielleicht keinen Anschlag begehen will, daran zu hindern versuche. Nach meiner Auffassung wäre das falsch." Hat er jemals etwas vom Rechtsstaatprinzip gelesen, geschweige denn verstanden? Will er als nächstes Folter zulassen mit der Begründung, dass die Verletzung der Würde eines Menschen zu rechtfertigen sei, wenn dabei 10, 100 oder auch 100.000 Menschen das Leben gerettet werden würde, weil dadurch ein Anschlag verhindert wird...?

Genug ausgekotzt für heute.

Dienstag, 17. April 2007

Superclásico

15-4-2007, 16:10, Bombonera, Boca-River (1-1)

Gestern war es soweit, der Superclásico in der Bombonera (Stadion von Boca Juniors) stand an. Nachdem wir die ganze Woche über alle möglichen Kontakte und Internet versucht hatten Karten zu kriegen, haben wir über nen Kontakt von Etienne dann welche für einen einigermaßen vernünftigen Preis gekriegt.
Der Tag ging schon gut los, da Etienne mich um 10:00h förmlich aus dem Bett prügeln musste. Ich war Samstag bis keine Ahnung mehr wann (ich glaube gegen 7:30h war ich zuhause) weg, total abgedichtet mit absolut großen Lücken des Abends. Nun ja, aber der superclásico stand an und wat mut dat mut. Wir sind dann zum Treffpunkt gefahren, haben da den Typen getroffen, der uns die Karten besorgen sollte und sind mit seinem Auto und einem Taxi losgefahren. Irgendwo haben wir dann bei McDonalds angehalten, er hat die Kohle von uns eingesackt und wir sind nach ner Zeit weiter gefahren in die Nähe des Stadions, noch ohne irgend eine Form von Karte in der Hand. An besagter Stelle war mir doch etwas mulmig zumute; ich hatte das Gefühl da liefen einige dubiose Gestalten herum, bestimmt einige von "La Doce" (die Barra Brava, Hooliganfirma von Boca) und wenn es irgendwas positives an meinem körperlichen Zustand gab, dann dass ich einfach keine Energie hatte mir zu große Gedanken zu machen... Der Typ, der uns zum Stadion gekarrt hatte, hat uns dann "Hugo" anvertraut, ein Kerl, nicht gerade vertrauenserweckend, der ständig telefonierte, besagte dubiose Typen begrüßte, von A nach B flitze und nur zu selten direkt neben uns stand. Wir hatten immer noch keine Karten, aber unser Geld fuhr mit dem Auto davon. Nun gut, dachte ich: "She'll be right" (wie man in NZ zu sagen pflegt, wenn's schon irgendwie klappen wird). Nach einiger Zeit, in der ich versuchte meinen physischen Zustand zu ignorieren bzw. ihn erfolgreich zu bekämpfen und immer wieder Ausschau nach "Hugo" hielt und jedesmal erleichtert war ihn zu sehen (komisch, dass man sich freut einen so komischen Typen zu sehen...), bemerkte ich, dass wir nicht die einzigen, total verloren aussehenden Touristen waren. Die meisten sahen sogar noch verlorener und trotteliger aus als wir, mit schnell noch gekauften und oftmals gefälschten Trikots, Caps and what have you von Boca. "Nein, auffallen tut ihr damit auf keinen Fall! Trottel!" Nach einer halben Stunde warten ging es dann vor einen "Eingang". Dort gab's sogar Drehkreuze mit elektronischem Kartenerkennungssystem. Das einzige was fehlte waren die Karten... Vor diesem "Eingang" standen wir dann wie Ölsardinen und mein physischer Zustand machte sich langsam bemerkbar, bzw. ich nahm ihn war. Kurz bevor ich meinem Nebenmann mindestens gedanklich in den Nacken rückgefrühstückt hätte (ohne jemals gefrühstückt zu haben) und mein Durst mich fast gekillt hätte, ging es dann weiter. Wir wurden irgendwie und ohne Karte durch diese Drehkreuze geschleust. "Hugo" hatte das wohl mal eben abgeklärt, wie war mir in dem Moment ziemlich Latte. Wir kamen dem Stadion also näher und in "Spuckweite" hielten wir ein nächstes Mal bis "Hugo" wieder was weiß ich was gemacht hatte (wahrscheinlich ohne Ende geschmiert) und wir durch eine Schranke aufs Stadiongelände kamen. Dort warteten wir nochmal 30, gefühlte 180, Minuten ohne dass auch nur irgendein Verkäufer mit trinkbarer Flüssigkeit rumleif. "Ihr lauft doch sonst immer überall rum und nervt mit der durchdringenden Stimme und den Worten: 'Agua, Coca Cola, Cerveca, ...'. Warum bitte nicht in meiner Nachdurstnot?". Nachdem uns "Hugo" mind. zweimal aufgefordert hatte den Standort zu wechseln (wär wohl sonst etwas auffällig gewesen) und zwischenzeitlich ein Polizeigeschader mit Knüppel, Pumpguns und weiteren Sachen, die einem Schmerzen bereiten können, an uns vorbeigelaufen war, wurden wir dann zu dem zweiten Drehkreuzeingang gerufen. Dort sollten wir zu zweit durch die Drehkreuze gehen und wurden per Generalkarte oder so reingelassen. Wir waren drin und das ohne auch nur einmal eine Karte gesehen, geschweige denn in der Hand gehabt zu haben. Und "Hugo" hatte wahrscheinlich zig Leute geschmiert. Mir war's sowas von egal, ich war drin. Wir hatten "Karten" für den dritten Rang hinterm Tor, direkt über der Fankurve von Boca. Drinnen haben wir uns einen Platz gesucht, was auch kein Problem war, da es keine Platzkarten gibt.











































Wow, was ein Stadion!!! Nur geil! Total steil und irgendwie beeindruckend. Schließlich war es auch mein erstes Spiel in der Bombonera. Aber guckt euch die Fotos an und stellt es euch nochmal doppelt so beeindruckend vor.

Endlich lief auch ein Cola-Verkäufer rum. Nachdem ich mir dann noch zwei Burger und ne weitere Cola reingepfiffen hatte, ging es mir etwas besser. Aber mein Zustand war mir eigentlich total egal, weil ich da war, beim Superclásico zwischen Boca und River, einem DER krassesten Derbys der Fußballwelt, im Stadion.





























Direkt vor uns war eine Gruppe amerikanischer Touristen, von einer Touristenagentur betreut, mit Videokamera und eigens angeheuertem Fotographen, fürchterlich. Was machen solche Leute im Stadion, es ist genau wie bei der WM als alle möglichen Leute Karten bekommen haben, die mit Fußball aber auch wirklich gar nichts am Hut haben. Aaaarggghhhh! Mir zu Ohren kommende Fragen handelten dann auch davon, ob hier kein Bier verkauft bzw. serviert wurde. Verpisst euch, guckt euer langweiliges Baseball und lasst euch unterhalten vom Programm. Aber verschwindet aus Fußballstadion! In der Halbzeitpause bekamen sie dann auch alle schön ein Lunchpaket vor ihre hungrigen Mäuler serviert und waren totglücklich. Ich möchte auch gar nicht wissen, was die bezahlt haben...

Als vorm Spiel die Riverspieler eingelaufen kamen, gab es ein absolut geiles und total lautes Pfeifkonzert. Danach war die Stimmung auch sehr geil und das ganze Stadion ist förmlich ausgeflippt. Alle, aber wirklich alle haben mitgesungen. Selbst die Bonzen in der VIP-Loge sind abgegangen. Leider hielt die Stimmung nicht lange an. Über das Spiel gesehen war ich doch sehr enttäuscht. Kaum einmal war es richtig laut. Vielleicht lag es an den vielen Touris, die im Stadion waren, vielleicht daran, dass wir direkt über der Fankurve waren und bei uns nichts mehr ankam. Ich weiß es nicht, aber ich hatte mir schon mehr erwartet, aufgrund der Rivalität. Denen muss es doch so gehen wie mir, wenn Bremen gegen HSV spielt, bzw. noch etwas krasser...

Das Spiel an sich begann mit einem wahren Paukenschlag. Nach 45 Sekunden stand es 1-0 für Boca. Ledesma hatte eine wunderschöne Kombination über Riquelme abgeschlossen. Danach war Boca drückend überlegen, nur das Tor trafen sie nicht mehr. River kam sehr viel aggressiver aus der Kabine und machte folgerichtig nach 4 Minuten in der 2. Halbzeit den Ausgleich. Rosales schloss auch hier eine schöne Kombination ab. In der Folge war River mit Kontern gefährlich. Boca brachte nicht mehr viel auf die Reihe, obwohl Riquelme mit einem Freistoß kurz vor Schluss fast noch den Superclásico entschieden hätte. So feierten die Riverfans zum Schluss, aber keiner hatte Grund so richtig zu feiern bzw. den anderen zu verspotten. Schade, denn das wäre doch noch mal ein wenig stimmungsvoller gewesen.

Es war ein sehr geiles Erlebnis dieses Spiel live zu sehen. Als ich zuhause war bin ich bei der argentinischen Sportschau regelmäßig eingenickt und habe die folgende Nacht 12 Stunden durchgängig geschlafen.

Donnerstag, 12. April 2007

Saludos

Moin,

wenn ihr wollt dürft ihr euch auf diesen Seiten demnächst meine verbalen Ergüsse über das doch recht (sau)geile Leben hier in Buenos Aires in euer Gehirn aufnehmen...
Der Titel des Blogs ist übrigens Programm, ich kann mich an kaum einen Tag erinnern, an dem ich nicht dieses wundervoll saftige, zarte, geschmacksintensive carne, lomo, cerdo oder wie die verschiedensten Fleischsorten hier heißen, verspeißt habe.
[Nach Informationen von Wikipedia gibt es mind. 23 verschiedene Fleischsorten und definiert wird es als „alle Teile von geschlachteten oder erlegten warmblütigen Tieren, die zum Genuss für Menschen bestimmt oder geeignet sind“] ... später bestimmt noch mehr.

Also, disfruten de la pagina...

mein Zimmer

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Balkon morgens

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