Mittwoch, 30. Mai 2007

Córdoba

Für ein langes Wochenende bin ich nach Córdoba gefahren (Ja, das Córdoba, wo Deutschland gegen Österreich 3-2 verloren hat anno 1978). Ich habe dort eine Freundin besucht. So konnte ich seit langem endlich mal dem Großstadtlärm und der Hektik von BsAs entfliehen. Córdoba ist zwar auch eine Großstadt (1,3 Mio), aber auch aufgrund des langen Feiertagswochenendes war es sehr viel ruhiger. Am Freitag und Samstag haben wir Córdoba angeschaut.

Am Sonntag sind wir auch in die sierra (Berge) gefahren. Erst haben wir in einem Ort das Haus besucht, in dem Che Guevara aufgewachsen ist. Es ist als kleines Museum hergerichtet und steht in Alta Gracia.
Danach sind wir in den angeblich deutschen Ort Villa General Belgrano gefahren. Dort haben sich einige Deutsche angesiedelt, u.a. Überlebende des im 2. Weltkrieg vor Montevideo versenkten Kriegsschiffes Graf Spee. Natürlich wird mit allen nur erdenklichen Stereotypen gespielt und die Hauptstraße ist voll von Fachwerk-, bzw. Schwarzwaldhäusern mit deutschen Namen und alle Nase lang Schilder mit Bier oder irgendwelchen bayrischen Trachten. SCHRECKLICH!!!










Wir haben uns den Spaß gemacht und Weißwurst mit Sauerkraut und Kartoffeln gegessen. Auch SCHRECKLICH!!!

Alles in allem war es schön mal rauszukommen aus BsAs und gerade den Tag an der frischen Landluft der sierra hab ich sehr genossen.

Montag, 21. Mai 2007

Racing Club - Independiente (1-1)

La Academia - Los Armagos oder auch blau-weiß gegen rot, oder einfach nur zwei Vereine, deren Stadien 100m auseinander liegen und die sich bis auf den Tod hassen... und ich mitten in der popular (Stehplatztribüne) von Racing (blau-weiß), einer der besten und krassesten hichadas (Fanszenen) in Argentinien.
Ich war mit einem Freund, der Racing-Fan ist dort und um es vorweg zu nehmen, es war einfach der Hammer und mir ist nix passiert!
Was da auf den Rängen abgegangen ist war unglaublich. Zwei komplett gefüllte Fankurven, denen man den Hass auf den Gegenüber förmlich ansieht. So laut und aggresiv habe ich noch keine Kurve bisher von innen erlebt. Vor dem Spiel ging es schon gut los mit gesangstechnischen Schlagabtauschen und der Antwort darauf mit einem gellenden Pfeifkonzert und den obligatorischen Handbewegungen, die ausdrücken wollen "Ja was denn, kommt doch her!" In der Independiente-Kurve wurde zudem eine Zaunfahne der Racing-Fans mit Stolz präsentiert. Den Fahnenklau gibt es also auch hier. Zum Einlauf der Spieler gab's jeweils ein Meer aus Ballons, Papierschnipsel, Fahnen und genügend Pyrotechnisches zu sehen, natürlich in den jeweiligen Farben. Der Vorgeschmack war da und ich stand in der Kurve und war heiß. Vor allem dachte ich: "Endlich mal wieder ein Spiel in der Kurve sehen, mit dem, was den Fußball eigentlich ausmacht - die Stimmung!" Nach kurzer Zeit hatte es mich auch erwischt und ich supportete, so weit ich die Texte verstand auch mit. Ein geiles Gefühl endlich wieder im Stadion abgehen zu können.
Das Spiel war in der ersten Halbzeit sehr gut, es ging auf und ab mit vielen Torraumszenen. Nach 8 Minuten dann das viel umjubelte 1-0 für Racing. Als ich kurz nach dem Tor nach rechts guckte traute ich meinen Augen kaum, da ich sah wie eine Menschenmasse (ca. die halbe Kurve) in einem Schwung ungefähr 5m nach vorne drückte als würde eine Welle ans Ufer schwappen. Ich war froh, dass ich ein wenig am Rand und oberhalb stand. Die armagos (Weicheier) machten dann nach 31 Minuten leider den Ausgleich. Auch da schwappte eine Menschenwelle in der Kurve nach vorne, was von gegenüber sehr beeindruckend aussah (heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass dabei zwei Menschen Knochenbrüche erlitten haben...). Die zweite Halbzeit war spielerisch eher schwach, geprägt von Unvermögen auf beiden Seiten, aber stimmungstechnisch der Kracher. Was die Kurve von Racing abgeliefert hat war beeindruckend, großes Liedgut und eine Lautstärke, die ich in dieser Konstanz noch nie erlebt habe. Einfach Gänsehautatmosphäre. Alles in allem ein wirklich geiles Erlebnis!



Bilderquelle

Freitag, 18. Mai 2007

Wahlwerbung, Frisör und Clásico

Heute klingelte das Telefon und als ich mit einem kurzen "Sí" abnahm fiel mir mein Gegenüber auch gleich ins Wort. Mir fiel sofort auf, dass dieser Gegenüber gar nicht wirklich mit MIR reden wollte... Es war Wahlwerbung per Telefon vom Band. Wenigstens wurde ich nach der Vorstellung des Kandidaten für die Wahl in Buenos Aires von "ihm" bzw. seiner Stimme gefragt, ob ich diese Wahl"überzeugung" anhören möchte, wenn ja sollte ich doch bitte die "1" drücken. Da es mich interessierte, drückte ich die "1". Was dann folgte war derselbe Schmuh wie üblich, garniert mit ein paar Seitenhieben an die anderen Kandidaten und eines übertriebenen Selbstlobs, abgerundet mit einer Aufforderung mitzumachen (wobei auch immer). Ich fand's toll, würde ihn trotzdem nicht wählen, wenn ich könnte. Das fußt aber nun auf Zeitungslektüre, die ich (fast) jeden Morgen bei einem cafe con leche und Hörnchen im Café direkt unten nebenan genieße.
Gestern war ich das erste Mal beim Frisör. Jetzt hab ich auch einen etwas argentinisch geprägten Haarschnitt, gefällt mir aber wohl. Wenn ihr's sehen wollt müsst ihr herkommen...
Zum Schluss noch ne kleine Ankündigung, um euch auch weiter auf diese Seite zu locken (wer weiß bald verkauf ich Werbeflächen für den Kandidaten der mich vorhin angerufen hat *lol*). Am Sonntag werd ich zum ersten Mal hier in Argentinien ein Spiel im Stehen verfolgen. Heißt ich begebe mich auf die popular, die Stehplatztribüne. Und dann gleich bei einem der krassesten Derbies hier (authentischer als River-Boca, siehe Bericht unten), Racing Club vs. Independiente. Die beiden Stadien liegen nur knappe 100m (!) auseinander. Ich bin gespannt und hab ehrlich gesagt auch ein wenig Muffensausen, gehe aber mit nem Racing-Fan hin. Trotzdem, die Kurve ist hier was ganz anderes als in "zuschauerfreundlichen" deutschen Stadien. Also, freut euch auf den Bericht...

Freitag, 11. Mai 2007

Barra Bravas

Ihr habt es alle mit Sicherheit schon in der ein oder anderen Form mitgekriegt: Die Barra Bravas, die Hooligans, sind hier sehr viel präsenter und krasser als in Deutschland. Ich erzählt euch mal ein paar Eindrücke:
Im Moment tobt ein internen "Krieg" in der barra brava (die Hooliganfirma) von River Plate, die borrachos del tablon, um die Anführerschaft der barra. Dabei geht es nicht nur um Anerkennung, sondern hinter dem ganzen steht ein unglaubliches Geschäft mit Drogen, Waffen, Erpressung, etc. Die Anführer der barras stehen oftmals außerhalb des Gesetzes. Sie werden von Polizisten, Vereinsbossen und sogar Politikern gedeckt und oftmals sogar utnerstützt. Da werden Truppen angeheuert, um Veranstaltungen aufzumischen, Proteste zu zerschlagen, Spieler zu bedrohen, etc. Alles in einem semi öffentlichen Raum. Der Krieg um die Anfüherschaft der borrachos del tablon nimmt extreme Ausmaße an. Nach dem Heimspiel am Sonntag haben sich einige Mitglieder der beiden rivalisierenden Strömungen innerhalb der Gruppe kurz vorm Stadion kaputt geschlagen. Einige mussten ins Krankenhaus und einer wurde schwer verletzt. Den daruffolgenden Tag laß ich in der Zeitung, dass Schüsse auf das Haus des einen Anwärters abgefeuert wurden mit dem Kommentar einiger Insider, dass diese Auseinandersetzung erst beendet sein wird, wenn einer der beiden Anwärter stirbt, bzw. umgebracht wird um es auf den Punkt zu bringen.
Wie gesagt passiert das alles unter dem Wissen einiger hoher Tiere. Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Einige der borrachos del tablon waren auf Einladung und Bezahlung ihrer Vereinsbosse bei der WM in Deutschland anwesen (auch mit Banner).

Wer Interesse an meiner Meinung nach gut recherchierten Stadionweltberichten zu den Fanszenen und barra bravas in Argentinien hat, kann sich bei mir melden.

Armut

Während einer ganz gewöhnlichen Unterhaltung beim Abendbrot mit Freunden wurde mir in meiner Wahrnehmung ein ganz schönes Brett vor den Kopp geknallt...
Grob ging es um ein Jobangebot bei einem Callcenter, bei dem 600 arg. Pesos (umgerechnet ca. 150€) pro Monat für 6-8 Stunden, 6 Tage die Woche, gezahlt wurden. Dieser Job beeinhaltete allerdings den Wunsch nach Kenntnissen in brasilianischem Prtougiesisch. Diese Ausnutzung der Leute, die leider oftmals auf das Annehmen solcher Jobs angewiesen sind um ihre Kinder zu ernähren, ist hier nichts ungewöhliches wie sich durch die Unterhaltung herausstelle. Auch in schon bestehenden Arbeitsverhältnissen werden die Angestellten dazu gedrängt unbezahlte Überstunden, etc. zu machem mit dem Argument, dass es "da draußen" noch viele andere gäbe, die diesen Job gerne annehmen würde. Sicherlich passiert so etwas leider auch in Deutschland, besonders die Argumentationskette hört man doch ab und an. Aber die Beschreibungen der Ungleichheit, die besonders in Buenos Aires extreme Ausmaße annimmt, die meine Freunde lieferten, ließ mir den Mund doch ein wenig vor Entsetzen offen stehen. Auch erlebe ich jeden Tag auf der Straße die Armut, wenn Personen, teilweise ganze Fanilien mit Kleinkindern auf der Straße wohnen(!), mit alten Matratzen am Straßenrand hausen. Oder die sogenannten cartoneras, die Nacht für Nacht den Müll "trennen" und nach Pappe und anderen Wertstoffen suchen, um diese dann für Kilopreise zu verkaufen. Die Stadt spart sich somit Kosten für Mülltrennung (wer weiß ob sie se investiert hätten) und tagtäglich werden Leute aus den umliegenden villas miserias (Slums) oder aus der Provinz in die Hauptstadt gekarrt um Pappe zu sammeln. Auch möchte ich nicht wissen, inwieweit da mafiöse Formen vorherrschen. All das sehe ich zwar tagtäglich, aber ich muss auch leider zugeben, dass es hier für mich zum Alltagsbild gehört und man es nicht mehr so wahrnimmt. Doch das Gespräch beim Essen hat es mich in einer sehr drastischen Form wahrnehmen lassen. Ich weiß zwar nicht warum, aber vielleicht lag es daran, dass ich mir einmal Gedanken darüber gemacht habe, welche diversen Formen von Ungerechtigkeiten, in allen sozialen Schichten, hier gegenwärtig sind und akzeptiert werden. Wie man vielleicht auch merkt, habe ich das Ganze noch nicht wirklich sortiert und gänzlich verarbeitet...

Sonntag, 6. Mai 2007

Sonntage...

... sind doch wunderschön. Zumal, wenn man um halb 12h auf nem Balkon mit Sonne sitzt, Bundesligaradio per Internetlivestream hört und einen Cafe con Leche und leckere Hörnchen (heißen hier "Halbmonde") mit allerlei Leckereien genießt. Wenn dann Werder noch schön in Berlin gewinnt ist doch alles wunderbar. Der einzige Haken an diesem schönen Tag ist, dass ich gleich noch Kopfarbeit für mein parcial leisten muss und das Göttingen 05 heute den Aufstieg endgültig verkackt hat. Dann spiele ich nächstes Jahr halt weiterhin Bezirksliga. Aber freu mich trotzdem drauf, wer weiß ob in der Landesliga Platz für mich wär... Man muss auch die positive Seite sehen.
Aber trotzdem genieße ich diesen Tag grad sehr.

Samstag, 5. Mai 2007

Feria de libros, futbol y parcial

Ich war am Mittwoch auf der Feria de Libros, der Buchmesse von Argentinien. Neben vielen interessanten Büchern (eines zur sozialen Agenda des MERCOSUR, das sich jetzt mein Eigen nennt) hab ich auch, unglaublich aber wahr, dieses hier gefunden:

Auf Spanisch allerdings. Hier trägt es den Namen: "Del Topito Birolo y de todo lo que pudo haberle caido en la cabeza". Vom Sinn her dasselbe. Ich konnte es einfach nicht fassen und wenn ihr euch jetzt fragt "Was um alles in der Welt ist daran so toll?" mögt ihr vielleicht richtig liegen, aber dieses Buch ist einfach ganz groß. Als kleiner Steppke hab ich jedesmal drüber geschmunzelt, wenn ich es wieder mal gelesen habe und dass es mir gerade hier in BsAs wieder über den Weg läuft ist einfach unglaublich großartig.

Den Rest der Woche habe ich Fußball gezockt und mit Lesen für die Uni verbracht. Die sogenannten parciales kommen näher. Ungefähr in der Mitte des Semesters (ja da bin ich schon!) wird hier ein kleiner Test geschrieben. Einer dieser parciales ist bei mir in Form einer erweiterten Hausaufgabe von 3 Fragen, die auf jeweils 2 Seiten zu beantworten sind. Dafür hab ich dann ein wenig (mehr) gelesen und Donnerstag und Freitag fast komplett mit Lektüre verbracht, da ich mich am Freitag nachmittag mit meiner Tutorin getroffen hab, um das parcial mit ihr zu besprechen. Ich sach nur: "Läuft!"

mein Zimmer

mein Zimmer

Balkon morgens

Balkon morgens