Donnerstag, 27. Dezember 2007

Weihnachten in Argentinien

Heiligabend bei 35° C und Grillfleisch. Kurz zusammengefasst habe ich WEihnachten so verbracht. Ich war eine Woche in Tucumán im Nordwesten Argentiniens bei Freunden, die mich über die Feiertage zu sich eingeladen hatten. Weihnachten wird hier eigentlich nur am 24.12. gefeiert. Ich war um 21h im Gottesdienst. War schon schön die Weihnachtsgeschichte mal auf Spanisch zu hören. Gegen 22h kam ich dann zurück. Dann haben wir mit dem Schlemmern angefangen. Das Zicklein (im Ganzen) hatte da schon ca. 1 1/2 Stunden auf dem Grill gelegen und war schön zart. Auch das Rind und Schwein war durchaus sehr lecker. Dazu Rotwein und zum Nachtisch Eis. Wir haben 2 Stunden lang gut gegessen und um 24h wurde dann erst geknallert, wie bei uns an Sylvester, und dann die Geschenke aufgemacht. Für die kleine, 7jährige Tochter meiner Freunde natürlich das Hauptereignis.
Einen WEihnachtsbaum gab es auch, allerdings aus Plastik und in Zwergenformat, ca 1,2m. Sonst waren 35° C, abends angenehme 25° C mit ein wenig Wind. Es war schon etwas merkwürdig und irgendwie gehört Weihnachten und Kälte für mich zusammen. Ich werde nächstes Jahr den Glühwein mit Sicherheit doppelt geniessen, da ich ja letztes Jahr die Vorweihnachtszeit auch schon im Sommer in Peru verbracht habe.
Am 25.12. waren wir dann nur noch kurz Mittags bei Familie von Pamela. Sonst war es das schon. Der 26.12. ist hier kein Feiertag und Weihnachten beschränkt sich eigentlich auf Heiligabend und einen riesen Asado (Grillen). Schön war es trotzdem allemal, obwohl ich Familie und Freunde doch vermisst habe, und auch ein wenig den Winter.


Dienstag, 18. Dezember 2007

beklaut (2)

Nun wurde ich das zweite Mal beklaut, diesmal aber wesentlich harmloser. Insgesamt hat es mich ca. 40 Cent (!) gekostet.
Ich war Sonntag mit 4 Argentiniern auf einem sehr schönen und eigentlich sicheren Platz in Buenos Aires um Mate zu trinken. Sonntags ist der Platz reichlich voll von Touristen, aber am Rand gibt es einige schöne Rasenflächen. Auf einer dieser saßen wir, haben geschnackt, Mate getrunken und den Spänachmittag und die Sonne genossen. Gegen 19h kam ein relativ normal aussehender Typ an, versuchte uns zu begrüßen, was schon verdächtig ist und meinte dann mit ruhiger Stimme, dass er uns jetzt ausrauben würde. Er fragte uns dann, ob wir Ausländer seien und Renzo, einer meiner Freunde, verneinte und sagte meinte, dass wir Argentinier seien. Bis auf meine Wenigkeit stimmte das ja auch. Ich habe im Folgenden auch meinen Mund geschlossene gehalten und nichts gesagt. Als er erfuhr, dass wir Argentinier seien meinte er, dass er uns dann nicht wirklich ausrauben würde, aber seine Kinder bräuchten zu Essen heute abend. Er sei eigentlich nur hier, um Touristen auszurauben, da sei er auch "loco" und nehme denen alles weg. Er habe ein Messer in der Tasche, und da verstehe er keinen Spass. Er wollte überhaupt nicht aufhören zu erzählen. Meinte noch, dass er uns die Digicam, die neben Renzo lag, und die Handies lassen würde, da wir ja Argentinier seien und hart arbeiten würden und er ein Mann mit "codigo", also Anstand sei. Bei der Äußerung habe ich nur gedacht, wo er denn seinen Anstand jetzt her holt. Er raubt uns gerade aus und redet von Anstand. Das ganze lief total unaufgeregt ab, ohne Hektik, fast wie ein kleiner Plausch. Renzo war auch ziemlich souverän. Der Typ meinte dann nach seinem Monolog, dass wir ihm halt 40-50 Pesos (ca. 8-11€) geben sollten. Renzo meinte daraufhin nur, dass wir nicht mit soviel rumlaufen würden, da es ja doch schon Geld ist (was für hier auch stimmt, obwohl wir soviel auf jeden Fall hatten).
Weiter meinte er dann, dass wir gucken was wir zusammenkriegen. Damit erklärte der Typ sich dann einverstanden. Ich hatte in meinem Protemannaie einen 2-Peso-Schein und einen 50-Peso-Schein. Gut, dass ich den 2-Peso-Schein hatte, da ich diesen rausgegeben hab. Wir haben dann insegsamt ca. 25 Pesos (7,50€) zusammengeschmissen und sie ihm gegeben. Daraufhin ist er abgezischt, noch mit dem Hinweis, dass wir nach 20h lieber nicht mehr hier sein sollten, da dann seine "amigos" aus der Villa (Armenviertel) kommen würden und die hätten "fierro" (Eisen = Knarren). Das ganze geschah am hellichten Tag, 10m neben uns spielten 2 Leute Gitarre, wir saßen offen gegenüber einer Straße und dem reichlich frequentierten Platz. Polizisten, ide iegntlich dort überall zu finden sind, waren nicht zu sehen und es ist nicht unbedingt unwahrscheinlich, dass diese auch die Augen schließen gegen ein entsprechendes Entgelt, bzw. eine Beteiligung an der Beute.
Echt zum Kotzen. Irgendwie raubt mir das Ganze ein wenig den Genuss meiner letzten Zeit, da ich jetzt nicht mal mehr unbedarft auf diesen Platz gehen kann. Alles sehr merkwürdig...

Namen, die verwundern

In Deutschland gibt es noch (mind.) 1 Hitler, 154 Rudolf Heß, 2 Heinrich Himmler und 15 Hermann Göring, darunter Bäckerei Hermann Göring. Denn das gibt das Telefonbuch her. Ohne diese Menschen jetzt von vorneherein und ohne sie zu kennen verurteilen zu wollen, finde ich doch mindestens etwas seltsam, dass so viele Menschen in Deutschland noch mit dem Namen übelster Nazi-Verbrecher rumlaufen und sich anscheinend nicht groß dran stören...

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Studiengebühren

Ich habe bisher noch keine Studiengebühren zahlen müssen, da ich "rechtzeitig" in Ausland gegangen bin. Ab SoSe 2007 müssen in Göttingen nämlich alle Studierenden 500€ plus den regulären Semesterbeitrag von ca. 175€ zahlen. Das wird dann auch auf mich zukommen, ab nächstem Semester.
Heftig umstritten ist der Nutzen und die Verwendung von allgemeinen Studiengebühren. Nun lese ich auf www.sueddeutsche.de, dass Studiengebühren ihr eigentliches Ziel, die Verbesserung der Lehre, nicht erreichen. Interessiert habe ich mich mal auf die Suche einer Auflistung der Verwendung von Studiengebühren an der Uni Göttingen begeben. Unter zentrale Maßnahmen, also die auf Universitätsebene beschlossenen, lässt sich erfahren, dass 2.171.360 € für Lehrraumausstattung ausgegeben wurde, ca. 4x so viel wie für Ausweitung und Verbesserung des Lehrangebots. Da frage ich mich doch inwieweit "Sanierung und Verbesserung verschiedener Lehrräume und Hörsaale" zur Verbesserung der LEHRE beiträgt. Ich habe eher den Verdacht, dass hier Geld zweckentfremdet wird nach dem Motto "gib dem Kind nen anderen Namen...". Eigentlich ist doch das Land Niedersachsen bzw. die Stiftung der Universität dafür verantwortlich die Gebäude in Schuss zu halten. So wird wohl ein Großteil der Studiengebühren eben nicht für Studenten und Lehre verwendet, sondern als Ersatz für gestrichene Mittel des Landes Niedersachsens. Gutheissen kann ich das nun überhaupt nicht!!!

Hospital Aleman und Rodolfo Hess

Wie ihr vielleicht wisst wurde ich im Hospital Alemán am Kreuzband operiert und mache nun dort auch meine Reha. Vor ein paar Wochen habe ich bei einem gelangweilten Blick auf einen Flyer des Krankenhauses feststellen müssen, dass der aktuelle Präsident des Hospital Alemáns Rodolfo F. Hess heißt. Ja, genau! Ich musste auch zweimal hingucken und dann kräftig schlucken. Ich frage mich nun welchen Migrationshintergrund der Herr wohl hat, da viele Nazis nach 1945 nach Argentinien geflohen sind. Ein direkter Nachfahre von Rudolf Heß ist er nicht. Leider konnte ich nicht herausfinden, wann er geboren ist. Einem Bild nach zu urteilen jedoch wahrscheinlich vor 1933, also haben seine Eltern zu dem Zeitpunkt seiner Geburt wahrscheinlich noch keine merkwürdigen Intentionen gehabt. Trotzdem finde ich es etwas schockierend, dass dieser Herr seinen Namen weiterhin behält, beziehungsweise nicht seinen zweiten Vornamen benutzt, F. Besonders vor dem Hintergrund, dass Buenos Aires eine der größten jüdischen Gemeinschaften in Amerika hat, ist es doch seltsam, dass es hier wohl niemanden zu stören scheint.
Mir ist es jedenfalls übel aufgestoßen. Die Konsequenz daraus zu ziehen nicht mehr im Hospital Alemán meine Reha zu machen finde ich jedoch nicht sinnvoll. Eine Mail an den Herrn Dr. zu schreiben greift in vielleicht persönlich an, aber irgendwie finde ich das Ganze doch etwas merkwürdig. Sehe ich das jetzt einfach so, weil ich Deutscher bin?

Sonntag, 25. November 2007

OP, die vierte

So sah das bis vor 2 Wochen noch aus. Mit Schiene und Krücken hab ich die Stadt unsicher gemacht. Jetzt ist beides weg, ich gehe schon wieder normal und bin fleißig am Trainieren für mein Comeback auf dem "heiligen Rasen".

Donnerstag, 22. November 2007

Um euch mal eine Idee von den Inflationsdimensionen hier und vor allem den unterschiedlichen Lesarten Verschleierungstaktiken der Regierung zu geben führe ich hier einige Beispiele an:
Bei Fleisch kam es nach den unabhängigen Erhebungen im Vergleich zum Vormonat zu einem Plus von 17 Prozent, Brot (plus 20 Prozent), Milchprodukten (plus 15 bis 20 Prozent).
So kämen die Unabhängigen auf eine Gesamtinflationsrate für 2007 von 22 bis 30 Prozent, während die Regierung mittels des von ihr kontrollierten Indec am Jahresende einen Wert von "unter zehn Prozent" bekannt geben wird.
Nach den Wahlen schnellte die Inflation nach oben und erreicht im November ein Plus von 2,5 Prozent.
Quelle

Zu beachten ist, dass beim letzten Auszug nicht die Jahresinflationsrate, sondern die Monatsinflationsrate gemeint ist, d.h. im Vergelich zum Oktober diesen Jahres.

Dienstag, 20. November 2007

Einnahmen der Fußballclubs hüben wie drüben

Nachdem die Werder Bremen Co. KG (schlach mich tot wie der Scheiß heißt) gestern ganz stolz verkündet hat wie toll sie doch gewirtschaftet hat (boah, ist das ein Scheiß Foto, hat das noch was mit Fußball zu tun...?), läuft mir heute doch folgender Bericht über das Einkommen argentinischer Fußballclubs über den Weg. Irgendwie kaum in Relation zu setzen.

Eine kuriose Zahl, die mich doch erstaunt hat:
... in Brasilien, dem Land das im vergangenen Jahr die meisten Spieler an ausländische Vereine abgab (851), sind die Bilanzen tiefrot.
Hätte nicht gedacht, dass es soviele Spieler sind...

Montag, 19. November 2007

Reha

Meine OP ist ja nun schon 3 1/2 Wochen her. Seit ca 1 1/2 Wochen gehe ich regelmäßig, 3x die Woche 1 Stunde lang zur Rehabilitation. Das läuft auch alles sehr gut und ich mache gute Fortschritte. Inzwischen habe ich Schiene und Krücken getrost zur Seite gelegt. Und heute "durfte" ich das erste Mal wieder Fahrrad fahren, d.h. auf einem Heimfahrrad, wie es in Fitnessstudios zu bestaunen ist. Ich habe mich noch nie so über 5 Minuten langsames Fahradfahren gefreut wie heute...

Impresiones de Buenos Aires (4)

Auch das ist Buenos Aires, schönster Frühling.

Donnerstag, 15. November 2007

Sonntag, 11. November 2007

Freitag, 9. November 2007

Donnerstag, 8. November 2007

Schmankerl

Ede Stoibers rhetorische Höhepunkte - vom Problembär, über den Transrapid bis zur Blumenhinrichtung - schön vertont für Mediaplayer, ein wahres Schmarkerl.

Dienstag, 6. November 2007

OP, die dritte


Morgen kommen sie raus, die Fäden.

Dienstag, 30. Oktober 2007

"Kosten" pro Stimme

Heute erschien in einer der großen argentinischen Zeitungen Clarín ein Artikel, in dem die "Kosten" pro Stimme der einzelnen Kandidaten aufgelistet wurden. Die von den Kandidaten angegebenen vorläufigen Wahlkampfkosten wurden durch die gewonnenen Stimmen dividiert. So hat z.B. Cristina Kirchner, Wahlsiegerin, 15.197.027 Pesos (~3.377.177€) ausgegeben und 8.127.576 Stimmen gewonnen, was zu 1,85 Pesos (~0,41€) pro Stimme führt. Die Zweitplazierte Elisa Carrió kommt auf "Kosten" von 0,74 Pesos (0,17€) pro Stimme. Den größten "Betrag pro Stimme" musste der Sechstplazierte Sobisch aufbringen, mit 23,53 Pesos (5,23€) pro Stimme.
Es wird jedoch vermutet, dass die tatsächlichen Wahlkosten um bis 350% höher sind als die angegebenen.
Stellt sich die Frage, ob eine solche Aufstellung Sinn macht. Welchen Wert hat sie für die Demokratie, die Bürger, die Transparenz? Ich bezweifle, dass solch eine Aufstellung viel Wert hat, aber es ist zumindest einmal interessant zu sehen, was die einzelnen Kandidaten an Geld ausgegeben haben. Im Fall Argentinien sehe ich eine riesige Diskrepanz zwischen
der Präsidentengattin Cristina Kirchner und der Zweitplazierten Carrió.
Wäre so eine Aufstellung in Deutschland sinnvoll? Da wir kein präsidentielles System haben und so die Wahlen nicht so sehr personalisiert sind und wir vor allem auch ein öffentliches Parteienfinanzierungssystem haben, dass die Chancengleichheit herstellen soll, denke ich, dass eine solche Aufstellung kaum Aussagekraft besitzen würde, interessant wäre es allerdings schon.

Anbei noch ein Porträt von Cristina Kircher von tagesschau.de

Korruption

Ich habe heute das erste Mal in meinem Leben jemanden geschmiert, leider. Es geht mir eigentlich auch gehörig gegen den Strich!

Heute kam ein Angestellter der Stromfirma bei uns vorbei und wollte uns den Strom abstellen. Wir haben erstmal schön blöd geguckt und ihn noch mal weggeschickt, mit dem Verweis wir müssten noch mal unsere Vermieterin anrufen, da wir einen Festmietpreis bezahlen und sie das alles klärt. Die Vermieterin haben wir nicht erreicht und er kam dann ca. 3 Stunden später noch mal wieder. Wir hatten inzwischen auch die Rechnung gefunden. Wir hatten sie jedoch nie beachtet, da der Hausmeister diese normalerweise sofort an unsere Vermieterin weiterleitet und somit bei uns noch nie eine Rechnung angekommen war. Nachdem wir erkannt hatten, dass der Angestellte Recht hatte und er uns erzählte, dass es zwei Tage dauern könnte bis der Strom wieder angestellt werden würde, waren wir ein wenig ratlos. Aber nicht doch, der Angestellte machte uns auf einen einfachen Lösungsweg aufmerksam. Er sagte zu uns: „Gebt mir was für mein Feierabendbier und ich stell euch heute nichts ab.“ Wir haben im dann umgerechnet ca. 1,10€ in die Hand gedrückt und er ist verschwunden. Mann, es widerstrebt mir gehörig. Und ich könnte jetzt wahrscheinlich trotzdem mindestens fünf Gründe aufzählen, um es doch irgendwie zu rechtfertigen, aber ich will es nicht.

Hier der Internationale Korruptionsindex von Tranparency International. Argentinien Platz 105, Deutschland Platz 16

„Demokratische“ Präsidentschaftswahlen à la Argentina

Am Sonntag, den 28.10. waren in Argentinien Präsidentschaftswahlen. Cristina Fernández de Kircher, die Ehefrau des seit 2003 regierenden Präsidenten Nestor Kirchner, zur ersten demokratisch gewählten Präsidentin Argentiniens gewählt. Mit 44,9% der Stimmen gewann sie im ersten Wahlgang vor der zweitplazierten Elisa Carrió, die 23% der Stimmen gewann.

In den letzten Monaten war dieses Ergebnis immer wieder vorhergesagt worden. U.a. augrunddessen hat es keinen wirklichen Wahlkampf gegeben. Die Opposition konnte einerseits keinen gemeinsamen Kandidaten finden, um somit evtl. Kräfte zu bündeln (ob dies wünschenswert ist, ist im Hinblick auf die Pluralität zu hinterfragen). Andererseits hat keiner der Oppositionsparteien einen wirklichen Wahlkampf geführt. Cristina Kirchner ist fröhlich im Ausland rumgereist und hat sich auf ihrer Popularität ausruhen können, da die anderen keine wirklichen Wahlkampagnen und Wahlprogramme gestartet und promoviert haben. Demokratische Diskussionen und Auseinandersetzungen über Themen wie Inflation, Sicherheit, Auslandsschulden und Soziales ließen sehr zu wünschen übrig.

Wählen ist in Argentinien obligatorisch, bei Verstoß folgen jedoch oftmals keine oder kaum spürbare Konsequenzen. Es gibt, für mich unfassbarerweise, kein Briefwahlsystem, sondern jeder Bürger, der nicht weiter als 500km von seinem Wahlkreis wohnt, ist verpflichtet dort zu wählen.

Das Wahlsystem in Argentinien sieht vor, dass man nicht wie z.B. in Deutschland ein Kreuz auf einem Wahlzettel macht, sondern sich in der Wahlkabine einen Wahlzettel seines Kandidaten zu nehmen und diesen in einen Umschlag zu stecken und somit seine Stimme abzugeben. Nun sind am Wahltag viele Klagen über fehlende Wahlzettel einzelner Kandidaten laut geworden, die entweder geklaut wurden oder gar nicht erst vorhanden waren. Eine Frau wurde z.B. im Fernsehen gefragt, was sie erlebt hätte und sie meinte, dass sie nicht den Kandidaten wählen konnte, den sie wollte, da kein Wahlzettel des Kandidaten vorhanden war. Bei entsprechender Nachfrage bei den Wahlhelfern wurde teils höhnisch gelacht, teils auf die restlichen Kandidaten verwiesen. Wenn neue Wahlzettel ausgelegt wurden, waren sie teilweise nach wenigen Minuten schon wieder verschwunden. Auch wurde beklagt, dass Urnen 10 Minuten vor Wahlschluss geschlossen wurden. In Deutschland würde so etwas sicher einen tagelangen Aufschrei geben. Hier wird es fast schon als normal hingenommen.

Eine andere Tatsache ist die der allgegenwärtigen Korruption. ALLE Kandidaten fahren so z.B. Busse vor die Armenviertel, geben den Menschen ein paar Peso und ein Mittagessen, laden sie in den Bus und lassen sie für sich wählen. Diese Praxis ist allgemein bekannt und alle Kandidaten spielen dieses Spiel mit. Somit profitieren die führenden Politiker von der Armut in den Armutsvierteln besonders in Buenos Aires.

Auch sonst gibt es immer wieder dubiose Praktiken, um auf Stimmenfang zu gehen.

Bei allen Klagen verstehe ich nicht, warum das Abstimmverfahren nicht geändert wird und man auf einem einzelnen Zettel ein Kreuz macht, so können keine Zettel von bestimmten Kandidaten verschwinden und das Ganze wird weniger anfällig für „Unregelmäßigkeiten“.
Mir ist jedoch zum ersten Mal wirklich und hautbah bewusst geworden, das demokratische Wahlen nicht unbedingt demokratisch sind, sondern auch hier sehr viel Platz für Korruption besteht.

Freitag, 26. Oktober 2007

La vida de los otros

... so heißt "Das Leben der Anderen" hier in den Kinos. Ich habe es am Mittwoch endlich geschafft ihn mir hier anzusehen und kann ihn nur empfehlen. Ich bin mit einem sehr komischen Gefühl aus dem Kino gegangen und der Film hat mich doch ein wenig nachdenken lassen, besonders über Überwachung von Personen.
Eine kurze Zusammenfassung gibt es hier oder hier.
Gerade die Irrwitzigkeit, die der Film beschreibt, wenn der sonst so linientreue Stasimitarbeiter plötzlich anfängt zu denken, zu fühlen, aus dem System entfliehen zu wollen, weil er eben Menschliches erfährt, dass nichts mit Systemfeindlichkeit zu tun hat, sondern mit Freiheit und Privatsphäre, ist mir sehr nahe gegangen.
Ein Gedanke, der mir sofort kam, war der des heiß diskutierten "Bundestrojaners", den Herr Schäuble ja so gerne hätte. Inwieweit eröffnet ein solches Instrument dem Staat oder einzelnen Behörden Zugang zu privaten Daten, zur Intimsphäre ohne dass wir uns dessen bewusst werden, geschweige denn eine Kontrollmöglichkeit besitzen? Einmal mehr denke ich, dass wir so etwas nicht zulassen sollten, seien wir auch (hoffentlich) noch weit davon entfernt. Warum akzeptieren Bürger Überwachung durch den Staat, der diese mit der angeblich "allgegenwärtigen" Bedrohung durch den Terrorismus begründet? Warum gibt es keinen Aufschrei, wenn an allen öffentlichen Plätzen Kameras installiert werden sollen, damit wir uns doch nach einem evtl. Terroranschlag "ach so sicher" davon überzeugen können, dass es eben jener Mensch gewesen ist (und sicher wird er dann auch als Islamist enttarnt...)? Warum akzeptieren wir ohne Weiteres sinnlose Flüssigkeitsbeschränkungen in Flugzeugen, die von europäischen Flughäfen starten? Warum bezahle ich auf einmal 65 € anstatt 28 € für meinen Reisepass, um dann auch noch sämtliche biometrischen Daten darauf speichern zu lassen?

Macht es unsere Gesellschaft sicherer?

OP, die zweite

Gestern war die OP und heute durfte ich schon wieder aus dem Krankehaus raus. Bin tierisch froh darüber, weil ich Krankenhäuser hasse. Jetzt liege ich bin fast beinlanger Schiene in meinem Bett und vertreibe mir die Zeit mit Laptop und Fernsehen.
Die OP verlief gut, alles in Butter! Eigentlich sollte es ja mit lokaler Narkose gemacht werden und zugucken wollte ich ja auch. Da hat mein Körper mir aber nen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Als sie nämlich dabei waren mir die Narkose in das Rückemark zu spritzen, damit ich von der Taille abwärts nichts mehr spüre, rollte sich ein schwarzer Vorhang vor meinen Augen aus. Ich konnte gerade noch fragen, ob es normal sei, dass man ein Gefühl von Müdigkeit bekommt. Die Antwort hab ich schon nicht mehr gehört, da ich da schon "umgekippt" war. Als ich wieder aufgewacht bin, muss wohl kurze Zeit später gewesen sein, fragten mich Stimmen, ob wieder alles in Ordnung sei. Ich wusste für ca. 2-3 Sekunden nicht wo ich bin oder was passiert war. Das war ein ziemlich blödes Gefühl. Nach diesem Vorfall haben sie mich dann sicherheitshalb in Vollnarkose gesetzt, da sie die lokale Betäubung noch nicht injiziert hatten. So habe ich nun leider nicht gesehen, wie sie mein Kreuzband erneuert haben.
Jetzt laufe ich wie gesagt mit Schiene und Krücken rum, was aber schon ganz gut klappt und ein paar Übungen zum Muskelaufbau habe ich auch schon mit auf den Weg gekriegt. Also, in Null komma Nix bin ich wieder auf den Beinen.

Dienstag, 23. Oktober 2007

OP

Am Donnerstag ist es soweit. Endlich wird mir ein neues Kreuzband eingesetzt. Ich lasse es hier im besten Krankenhaus Argentiniens (Hospital Alemán) machen. Bei der OP kann ich soagr zugucken, da es alles per Artoskopie gemacht wird und ich unter Halbnarkose dann ganz gemütlich alles auf dem Bildschirm verfolgen kann. Nach der Op berichte ich dann mehr.

Übrigens: Heute ist das perfekte Geburtstagswetter, strahlender Sonnenschein und 25 Grad. (Friert nicht zu doll! *lol*)

Freitag, 5. Oktober 2007

Link

zum Thema StudiVZ (oder doch eher "StasiVZ"?, wie es schon teilweise genannt wird),

und zu Googlability gleich mit...

Dienstag, 2. Oktober 2007

Fotos

Wie versprochen hier die Highlights in Bildform. Mehr Bilder sind u.a. auf meiner Studivz Seite.

Iguazú, "La Garganta del Diablo" (argentinische Seite):


Iguazú (von der brasilianischen Seite aus gesehen):


Jujuy, "La Quebrada de Humahuaca"


Jujuy, Purmamarca, "Cerro de los Siete Colores"


Gletscher "Perito Moreno"

Samstag, 29. September 2007

Back to life

Ich bin wieder unter den Lebenden...

... für alle, die sich in den letzten Tagen etwas beschwert haben, dass ich mich nicht mehr melde. Ab jetzt bin ich nicht mehr ständig auf Reisen, also auch wieder über Skype, etc. zu erreichen.
Ganz kurz, bevor ich später noch Fotos reinstelle: Ich war erst bei den größten Wasserfällen der Welt (Iguazú), bin dann nach einem Streik der Fluggesellschaft mit dem Bus 18 Studnden mit meiner Familie nach Buenos Aires zurück gefahren. Danach sind wir in den relativ trockenen Nordwesten (Salta und Jujuy) gefahren und haben unglaubliche Farbkombinationen in den Gebirgen und einen Salzsee gesehen, Lama gegessen und die gute Luft und Wärme genossen. Nach einem kurzen Abstecher in Buenos Aires ging es nun in den Süden, 3000km von Buenos Aires um genau zu sein. Dort haben wir die Patagonische Steppe erfahren, es ist im Prinzip Nichts im Nichts, einen wahnsinnig beeindruckenden Gletscher (Perito Moreno) gesehen und sind noch kurz nach Chile rüber gefahren, um dort noch einen Nationalpark zu besichtigen und Königskrabben zu essen. Patagonien ist u.a. berühmt für sein leckeres Lamm vom Grill, das wirklich in Massen geliefert wird und unglaublich lecker ist.
Wie gesagt, Fotos kommen demnächst...

Montag, 3. September 2007

beklaut

Ja, nun ist es auch mir passiert. Ich wurde ausgeraubt und zwar ziemlich böse, materiell gesehen. Mir ist Gott sei Dank nichts passiert.
Ich war mit nem Freund bei Boca Juniors gegen Huracán. Auf dem Weg nachhause ca 500m vom Stadion enfernt sind wir über eine Wiese gelaufen, wie hunderte andere Menschen auch. Auf einmal merkte ich, dass da ca. 10 Jugendliche, so um die 15 Jahre alt, quer zu der Menschenmenge gingen und uns anvisierten. Da war es auch schon zu spät. Sie umrundeten mich mit 7-8, hielten mir ein Messer vor und sagten zu mir ich solle ihnen alles geben sonst würden sie mich töten (Ja, nicht "verletzen", "töten" war der Wortlaut). Sie haben mich dann abgetastet, alles ziemlich hektisch. Ich hab mich nur gekrümmt, keine Ahnung warum und gesagt dass ich nichts hätte (haha, großer Scherz!). Dummerweise hatte ich mal wieder meine Kamera mit ins Stadion genommen, die ich wohl versuchte zu beschützen als ich mich krümmte. Natürlich haben sie sie gefunden und als sie das Portemonnaie nicht fanden,d a es in der Jacke war, meinten sie noch mal dass sie mich töten würden und ich ihnen die Jacke geben sollte. Als sie die hatten sind sie abgehauen und ich stand da mit nichts mehr. Um mich herum hatte sich ein Kreis gebildet, den die Menschen frei gemacht hatten. Keiner hat auch nur was gesagt, gemacht, geschrien, gar nichts. Leider ist es hier wohl zu alltäglich und auch zu gefährlich als dass man eingreifen würde. Meinen argentinischen Kumpel haben sie nicht ausgeraubt, er konnte noch wegrennen. Gott sei Dank, denn sonst hätten sie uns beide ausgeraubt und so hatten wir noch Geld fürs Taxi.
Das Ganze ist jetzt ca. 1 bis 1 1/2 Stunden her und so wirklich begriffen hab ich es noch nicht. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so ausgeraubt werde und dabei vor allem auch noch bedroht werde. Scheiß Gefühl! Irgendwie hatte ich aber damit rechnen müssen und es auch getan, dass ich irgendwann in dem Jahr ausgeraubt werde. Man hört hier ständig von Leuten, Argentiniern und Ausländern, die ausgeraubt werden. Leider hatte ich die Kamera dabei, aber im Endeffekt muss ich froh sein, dass mir nichts passiert ist. Unterm Strich ist es nur Geld, was dabei drauf gegangen ist. Trotzdem fühl ich mich scheiße gerade...

Freitag, 17. August 2007

Ligamentum cruciatum anterius

oder auch vorderes Kreuzband. Dieses hab ich mir im rechten Knie gerissen, was nicht weniger bedeutet als mindestens 9 Monate lang kein Fußball spielen... Genau, Super-GAU! Heißt für mich auch den ganzen Sommer hier keine Fußball.

Bei Wikipedia findet man auch genau das, was mir passiert ist: "Häufigste Verletzungsmuster sind sog. Valgus-Rotations-Traumen, meist bei fixiertem Unterschenkel und Drehung des Körpers." Na klar, ich hab Fußball gespielt und so ein 100kg Trampel hat mich von der Seite erwischt, weil er seine Masse nicht rechtzeitig bremsen konnte und ich leidermein volles Gewicht auf dem rechten Bein hatte, wo dann der Unterschenkel gerade blieb während sich das Knie mit dem restlichen Körper nach rechts bewegt. Nach Röntgenaufnahmen und ner Kernspintomographie hab ich dann heute das bittere Ergebnis erfahren, was mich ehrlich gesagt ein wenig umgehaun haut, da ich mit einer Dehnung gerechnet hatte, aber nicht mit nem Riss, da ich nichts dergleichen gespürt habe als es passiert ist, kein "Peng", kein gar nix.

Zusammenfassend: FUCK o "la re puta q te re contra parrió y la concha de su madre a la vez"

Samstag, 11. August 2007

Skifoarn im Juli

Die Woche Skifoarn war der Kracher. Ein kleines aber feines Skigebiet mit einer Aussicht, die ich mein Leben lang noch nicht gesehen hab.

Ich habe mich prächtig erholt, bin nach dem zweiten Tag überall runtergeheizt, hab mich gelegentlich ordentlich auf die Fresse gepackt, was aber dazu gehört, am 3. Tag 20cm Neuschnee genossen, die Bäume umkurvt, die Aussicht genossen, nen schönes Bierchen auf dem Gipfel getrunken, viel frische Luft geatmet und es mir einfach gut gehen lassen.




Donnerstag, 26. Juli 2007

Ski foarn

Ich breche morgen Nachmittag zu einer 26stündigen Busfahrt in Richtung Süden auf (Villa La Angostura bei Bariloche). Dort werde cih dann eine Woche lang als Pistensau auftreten und diesen Blick geniessen...
Ich wünsche mir dabei viel Spaß!

Freitag, 20. Juli 2007

Villa Miseria (Armenviertel)

Um euch mal einen Eindruck von den Armenvierteln in Buenos Aires zu geben hier zwei Fotos. Hierzu ist zu sagen, dass das noch gute Unterkünfte sind, die vor allem am Rand der villas stehen.

Urlaub in Mendoza und San Juan

Die letzte Woche habe ich Urlaub im Westen Argentiniens gemacht, in den Regionen Mendoza und San Juan. Ich habe die Ruhe und die Sonne dort genossen, ein paar gute Weine probiert und viele schöne Landschaften gesehen. Hier einige Impressionen:























Donnerstag, 12. Juli 2007

Ich veröffentliche hier mal ein paar Daten, ohne sie groß zu kommentieren. Ich hab sie heute in der Zeitung gelesen.

Das Mindesteinkommen in Argentinien steigt ab August auf 900 Pesos (ca. 215 €), ab Oktober auf 960 Pesos (ca. 228€) und ab Dezember auf 980 Pesos (ca. 233€).
Pro Stunde sind das ab August 4,50 Pesos (ca. 1,10 €), da mit 200 Stunden monatlich gerechnet wird, was ca. 48 Wochenstunden ergibt.
Die Armutsgrenze lag im Juni 2007 bei 923 Pesos (ca. 220€), wird im August aber aufgrund der Inflation mind. auf 935 Pesos (ca. 223 €) steigen, was aber offizielle Angaben sind, die verschönigen. Nach inoffiziellen Angaben lag die Armutgrenze im Juni schon bei 1011 Pesos (ca. 241€) anstatt der ofiziellen 923 Pesos.

Schnee

Ja, es hat geschneit in Buenos Aires. Das erste Mal seit 89 Jahren. Wie ich schon erfahren habe, war das sogar eine Nachricht wert in Deutschland. Ich war am Wochenende mit einem guten Freund in seinem Heimatdorf und als es Montag morgen anfing zu schneien waren die Leute, ob groß ob klein, total aus dem Häuschen. Ich musste ihnen dann auch versichern, dass es richtiger Schnee sei und nicht nur Schneeregen. Tatsächlich blieb auch ein wenig liegen. Die Menschen haben auf Autodächern kleine Schneemänner gebaut, Schneeballschlachten gemacht und sich reihenweise im Schnee fotografieren lassen. Nun gut, für mich ist das nichts Besonderes, aber ich kann das schon ein wenig verstehen. Tortzdem war es irgendwie komisch mit anzusehen wie erwachsene Menschen sich gefreut haben wie die Schneekönige (ha, was ein Wortspiel).

Ich fahr morgen erstmal eine Woche in die Region Mendoza im Westen Argentiniens; Wein verkosten, schroffe Landschaften und Vulkane angucken und ausspannen. Ende Juli geht es dann gen Süden. Nachdem ich die 26stündige Busfahrt überstanden haben werde, kann ich mich auf eine Woche Skifahren in Villa La Angostura im argentinischen Seengebiet freuen. Ich werde dort mit einem Freund und seiner Families skifahren und danach noch ein paar Tage rumreisen und mir die Gegend anschauen. Später noch mehr dazu.

Und Argentinien wird die Copa America gewinnen. Es ist einfach unfassbar wie Lionel Messi Fussball spielt. Das habe ich glaube ich noch nie gesehen. Man siehe nur sein Tor zum 2-0 gegen Mexiko. Genial!

Mittwoch, 20. Juni 2007

Don't cry

Schalker, ihr seid die Uschis vom Revier! Großartig! Mit Dank an Hannes D. aus K. für diesen Link

Montag, 18. Juni 2007

Schwimmen mit dem Strom...

Hier geht's rund. Man beachte die Welle Menschen, die nach den Toren nach unten "schwappt". Ich war ja auch da (siehe Bericht Racing-Independiente), aber glücklicherweise nicht in der "Welle".

Mittwoch, 30. Mai 2007

Córdoba

Für ein langes Wochenende bin ich nach Córdoba gefahren (Ja, das Córdoba, wo Deutschland gegen Österreich 3-2 verloren hat anno 1978). Ich habe dort eine Freundin besucht. So konnte ich seit langem endlich mal dem Großstadtlärm und der Hektik von BsAs entfliehen. Córdoba ist zwar auch eine Großstadt (1,3 Mio), aber auch aufgrund des langen Feiertagswochenendes war es sehr viel ruhiger. Am Freitag und Samstag haben wir Córdoba angeschaut.

Am Sonntag sind wir auch in die sierra (Berge) gefahren. Erst haben wir in einem Ort das Haus besucht, in dem Che Guevara aufgewachsen ist. Es ist als kleines Museum hergerichtet und steht in Alta Gracia.
Danach sind wir in den angeblich deutschen Ort Villa General Belgrano gefahren. Dort haben sich einige Deutsche angesiedelt, u.a. Überlebende des im 2. Weltkrieg vor Montevideo versenkten Kriegsschiffes Graf Spee. Natürlich wird mit allen nur erdenklichen Stereotypen gespielt und die Hauptstraße ist voll von Fachwerk-, bzw. Schwarzwaldhäusern mit deutschen Namen und alle Nase lang Schilder mit Bier oder irgendwelchen bayrischen Trachten. SCHRECKLICH!!!










Wir haben uns den Spaß gemacht und Weißwurst mit Sauerkraut und Kartoffeln gegessen. Auch SCHRECKLICH!!!

Alles in allem war es schön mal rauszukommen aus BsAs und gerade den Tag an der frischen Landluft der sierra hab ich sehr genossen.

Montag, 21. Mai 2007

Racing Club - Independiente (1-1)

La Academia - Los Armagos oder auch blau-weiß gegen rot, oder einfach nur zwei Vereine, deren Stadien 100m auseinander liegen und die sich bis auf den Tod hassen... und ich mitten in der popular (Stehplatztribüne) von Racing (blau-weiß), einer der besten und krassesten hichadas (Fanszenen) in Argentinien.
Ich war mit einem Freund, der Racing-Fan ist dort und um es vorweg zu nehmen, es war einfach der Hammer und mir ist nix passiert!
Was da auf den Rängen abgegangen ist war unglaublich. Zwei komplett gefüllte Fankurven, denen man den Hass auf den Gegenüber förmlich ansieht. So laut und aggresiv habe ich noch keine Kurve bisher von innen erlebt. Vor dem Spiel ging es schon gut los mit gesangstechnischen Schlagabtauschen und der Antwort darauf mit einem gellenden Pfeifkonzert und den obligatorischen Handbewegungen, die ausdrücken wollen "Ja was denn, kommt doch her!" In der Independiente-Kurve wurde zudem eine Zaunfahne der Racing-Fans mit Stolz präsentiert. Den Fahnenklau gibt es also auch hier. Zum Einlauf der Spieler gab's jeweils ein Meer aus Ballons, Papierschnipsel, Fahnen und genügend Pyrotechnisches zu sehen, natürlich in den jeweiligen Farben. Der Vorgeschmack war da und ich stand in der Kurve und war heiß. Vor allem dachte ich: "Endlich mal wieder ein Spiel in der Kurve sehen, mit dem, was den Fußball eigentlich ausmacht - die Stimmung!" Nach kurzer Zeit hatte es mich auch erwischt und ich supportete, so weit ich die Texte verstand auch mit. Ein geiles Gefühl endlich wieder im Stadion abgehen zu können.
Das Spiel war in der ersten Halbzeit sehr gut, es ging auf und ab mit vielen Torraumszenen. Nach 8 Minuten dann das viel umjubelte 1-0 für Racing. Als ich kurz nach dem Tor nach rechts guckte traute ich meinen Augen kaum, da ich sah wie eine Menschenmasse (ca. die halbe Kurve) in einem Schwung ungefähr 5m nach vorne drückte als würde eine Welle ans Ufer schwappen. Ich war froh, dass ich ein wenig am Rand und oberhalb stand. Die armagos (Weicheier) machten dann nach 31 Minuten leider den Ausgleich. Auch da schwappte eine Menschenwelle in der Kurve nach vorne, was von gegenüber sehr beeindruckend aussah (heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass dabei zwei Menschen Knochenbrüche erlitten haben...). Die zweite Halbzeit war spielerisch eher schwach, geprägt von Unvermögen auf beiden Seiten, aber stimmungstechnisch der Kracher. Was die Kurve von Racing abgeliefert hat war beeindruckend, großes Liedgut und eine Lautstärke, die ich in dieser Konstanz noch nie erlebt habe. Einfach Gänsehautatmosphäre. Alles in allem ein wirklich geiles Erlebnis!



Bilderquelle

Freitag, 18. Mai 2007

Wahlwerbung, Frisör und Clásico

Heute klingelte das Telefon und als ich mit einem kurzen "Sí" abnahm fiel mir mein Gegenüber auch gleich ins Wort. Mir fiel sofort auf, dass dieser Gegenüber gar nicht wirklich mit MIR reden wollte... Es war Wahlwerbung per Telefon vom Band. Wenigstens wurde ich nach der Vorstellung des Kandidaten für die Wahl in Buenos Aires von "ihm" bzw. seiner Stimme gefragt, ob ich diese Wahl"überzeugung" anhören möchte, wenn ja sollte ich doch bitte die "1" drücken. Da es mich interessierte, drückte ich die "1". Was dann folgte war derselbe Schmuh wie üblich, garniert mit ein paar Seitenhieben an die anderen Kandidaten und eines übertriebenen Selbstlobs, abgerundet mit einer Aufforderung mitzumachen (wobei auch immer). Ich fand's toll, würde ihn trotzdem nicht wählen, wenn ich könnte. Das fußt aber nun auf Zeitungslektüre, die ich (fast) jeden Morgen bei einem cafe con leche und Hörnchen im Café direkt unten nebenan genieße.
Gestern war ich das erste Mal beim Frisör. Jetzt hab ich auch einen etwas argentinisch geprägten Haarschnitt, gefällt mir aber wohl. Wenn ihr's sehen wollt müsst ihr herkommen...
Zum Schluss noch ne kleine Ankündigung, um euch auch weiter auf diese Seite zu locken (wer weiß bald verkauf ich Werbeflächen für den Kandidaten der mich vorhin angerufen hat *lol*). Am Sonntag werd ich zum ersten Mal hier in Argentinien ein Spiel im Stehen verfolgen. Heißt ich begebe mich auf die popular, die Stehplatztribüne. Und dann gleich bei einem der krassesten Derbies hier (authentischer als River-Boca, siehe Bericht unten), Racing Club vs. Independiente. Die beiden Stadien liegen nur knappe 100m (!) auseinander. Ich bin gespannt und hab ehrlich gesagt auch ein wenig Muffensausen, gehe aber mit nem Racing-Fan hin. Trotzdem, die Kurve ist hier was ganz anderes als in "zuschauerfreundlichen" deutschen Stadien. Also, freut euch auf den Bericht...

Freitag, 11. Mai 2007

Barra Bravas

Ihr habt es alle mit Sicherheit schon in der ein oder anderen Form mitgekriegt: Die Barra Bravas, die Hooligans, sind hier sehr viel präsenter und krasser als in Deutschland. Ich erzählt euch mal ein paar Eindrücke:
Im Moment tobt ein internen "Krieg" in der barra brava (die Hooliganfirma) von River Plate, die borrachos del tablon, um die Anführerschaft der barra. Dabei geht es nicht nur um Anerkennung, sondern hinter dem ganzen steht ein unglaubliches Geschäft mit Drogen, Waffen, Erpressung, etc. Die Anführer der barras stehen oftmals außerhalb des Gesetzes. Sie werden von Polizisten, Vereinsbossen und sogar Politikern gedeckt und oftmals sogar utnerstützt. Da werden Truppen angeheuert, um Veranstaltungen aufzumischen, Proteste zu zerschlagen, Spieler zu bedrohen, etc. Alles in einem semi öffentlichen Raum. Der Krieg um die Anfüherschaft der borrachos del tablon nimmt extreme Ausmaße an. Nach dem Heimspiel am Sonntag haben sich einige Mitglieder der beiden rivalisierenden Strömungen innerhalb der Gruppe kurz vorm Stadion kaputt geschlagen. Einige mussten ins Krankenhaus und einer wurde schwer verletzt. Den daruffolgenden Tag laß ich in der Zeitung, dass Schüsse auf das Haus des einen Anwärters abgefeuert wurden mit dem Kommentar einiger Insider, dass diese Auseinandersetzung erst beendet sein wird, wenn einer der beiden Anwärter stirbt, bzw. umgebracht wird um es auf den Punkt zu bringen.
Wie gesagt passiert das alles unter dem Wissen einiger hoher Tiere. Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Einige der borrachos del tablon waren auf Einladung und Bezahlung ihrer Vereinsbosse bei der WM in Deutschland anwesen (auch mit Banner).

Wer Interesse an meiner Meinung nach gut recherchierten Stadionweltberichten zu den Fanszenen und barra bravas in Argentinien hat, kann sich bei mir melden.

Armut

Während einer ganz gewöhnlichen Unterhaltung beim Abendbrot mit Freunden wurde mir in meiner Wahrnehmung ein ganz schönes Brett vor den Kopp geknallt...
Grob ging es um ein Jobangebot bei einem Callcenter, bei dem 600 arg. Pesos (umgerechnet ca. 150€) pro Monat für 6-8 Stunden, 6 Tage die Woche, gezahlt wurden. Dieser Job beeinhaltete allerdings den Wunsch nach Kenntnissen in brasilianischem Prtougiesisch. Diese Ausnutzung der Leute, die leider oftmals auf das Annehmen solcher Jobs angewiesen sind um ihre Kinder zu ernähren, ist hier nichts ungewöhliches wie sich durch die Unterhaltung herausstelle. Auch in schon bestehenden Arbeitsverhältnissen werden die Angestellten dazu gedrängt unbezahlte Überstunden, etc. zu machem mit dem Argument, dass es "da draußen" noch viele andere gäbe, die diesen Job gerne annehmen würde. Sicherlich passiert so etwas leider auch in Deutschland, besonders die Argumentationskette hört man doch ab und an. Aber die Beschreibungen der Ungleichheit, die besonders in Buenos Aires extreme Ausmaße annimmt, die meine Freunde lieferten, ließ mir den Mund doch ein wenig vor Entsetzen offen stehen. Auch erlebe ich jeden Tag auf der Straße die Armut, wenn Personen, teilweise ganze Fanilien mit Kleinkindern auf der Straße wohnen(!), mit alten Matratzen am Straßenrand hausen. Oder die sogenannten cartoneras, die Nacht für Nacht den Müll "trennen" und nach Pappe und anderen Wertstoffen suchen, um diese dann für Kilopreise zu verkaufen. Die Stadt spart sich somit Kosten für Mülltrennung (wer weiß ob sie se investiert hätten) und tagtäglich werden Leute aus den umliegenden villas miserias (Slums) oder aus der Provinz in die Hauptstadt gekarrt um Pappe zu sammeln. Auch möchte ich nicht wissen, inwieweit da mafiöse Formen vorherrschen. All das sehe ich zwar tagtäglich, aber ich muss auch leider zugeben, dass es hier für mich zum Alltagsbild gehört und man es nicht mehr so wahrnimmt. Doch das Gespräch beim Essen hat es mich in einer sehr drastischen Form wahrnehmen lassen. Ich weiß zwar nicht warum, aber vielleicht lag es daran, dass ich mir einmal Gedanken darüber gemacht habe, welche diversen Formen von Ungerechtigkeiten, in allen sozialen Schichten, hier gegenwärtig sind und akzeptiert werden. Wie man vielleicht auch merkt, habe ich das Ganze noch nicht wirklich sortiert und gänzlich verarbeitet...

Sonntag, 6. Mai 2007

Sonntage...

... sind doch wunderschön. Zumal, wenn man um halb 12h auf nem Balkon mit Sonne sitzt, Bundesligaradio per Internetlivestream hört und einen Cafe con Leche und leckere Hörnchen (heißen hier "Halbmonde") mit allerlei Leckereien genießt. Wenn dann Werder noch schön in Berlin gewinnt ist doch alles wunderbar. Der einzige Haken an diesem schönen Tag ist, dass ich gleich noch Kopfarbeit für mein parcial leisten muss und das Göttingen 05 heute den Aufstieg endgültig verkackt hat. Dann spiele ich nächstes Jahr halt weiterhin Bezirksliga. Aber freu mich trotzdem drauf, wer weiß ob in der Landesliga Platz für mich wär... Man muss auch die positive Seite sehen.
Aber trotzdem genieße ich diesen Tag grad sehr.

Samstag, 5. Mai 2007

Feria de libros, futbol y parcial

Ich war am Mittwoch auf der Feria de Libros, der Buchmesse von Argentinien. Neben vielen interessanten Büchern (eines zur sozialen Agenda des MERCOSUR, das sich jetzt mein Eigen nennt) hab ich auch, unglaublich aber wahr, dieses hier gefunden:

Auf Spanisch allerdings. Hier trägt es den Namen: "Del Topito Birolo y de todo lo que pudo haberle caido en la cabeza". Vom Sinn her dasselbe. Ich konnte es einfach nicht fassen und wenn ihr euch jetzt fragt "Was um alles in der Welt ist daran so toll?" mögt ihr vielleicht richtig liegen, aber dieses Buch ist einfach ganz groß. Als kleiner Steppke hab ich jedesmal drüber geschmunzelt, wenn ich es wieder mal gelesen habe und dass es mir gerade hier in BsAs wieder über den Weg läuft ist einfach unglaublich großartig.

Den Rest der Woche habe ich Fußball gezockt und mit Lesen für die Uni verbracht. Die sogenannten parciales kommen näher. Ungefähr in der Mitte des Semesters (ja da bin ich schon!) wird hier ein kleiner Test geschrieben. Einer dieser parciales ist bei mir in Form einer erweiterten Hausaufgabe von 3 Fragen, die auf jeweils 2 Seiten zu beantworten sind. Dafür hab ich dann ein wenig (mehr) gelesen und Donnerstag und Freitag fast komplett mit Lektüre verbracht, da ich mich am Freitag nachmittag mit meiner Tutorin getroffen hab, um das parcial mit ihr zu besprechen. Ich sach nur: "Läuft!"

Montag, 30. April 2007

Trainingslager, AFA Trainigsgelände und "one minute of fame"

Ich war von Freitag bis Samstag mit der Unimannschaft auf einer "concentración", was soviel heißt wie Trainigslager. Trainiert haben wir zwar nicht wirklich viel, aber Ziel der Sache war auch mehr den Zusammenhalt der Gruppe zu fördern. Für mich war es die Möglichkeit die Jungs der Mannschaft näher kennen zu lernen. Am Samstag morgen waren wir auf einer Besichtigungstour auf dem AFA Trainingsgelände, wo die argentinische Nationalmannschaft trainiert und sich auf die Spiele vorbereitet. Ist das ein geiler Komplex. Die Plätze fast schon mit der sprichwörtlichen Nagelschere gepflegt, die Gebäude stilvoll eingrichtet, Regenerationsbecken vom Feinsten, Fitnessstudio und alles was der 08/15-Fußballer nie zu Gesicht bekommt als Teil seines Fußballerdaseins. Beim Anblick der Plätze hat man direkt Lust bekommen zu kicken und die Vorstellung sich dort auf ein Spiel vorzubereiten ist doch sehr angenehm. Auch die Geschichte war ein wenig zu spüren. Unser "guia" hat viele Anekdoten von Trainern und Spielern erzählt und bei dem Gedanken daran, dass Maradonna, Batigol, Riquelme, etc. sich dort auf ihre Spiele vorbereitet haben, war ich doch kurz davor eine Gänsehaut zu kriegen.
Die Jungs aus der Mannschaft sind allesamt sehr cool drauf. Einige konnte ich auch besser kennen lernen und es hat viel Spass gemacht, obwohl es auch anstrengend war. Besonders der Slang unter nem Haufen Jungs ist doch oft schwer zu verstehen und man muss sich sehr konzentrieren. Oftmals habe ich Witze, etc. auch nicht wirklich verstanden. Da kommt man sich ein wenig verloren vor, wenn alle lachen und die nicht mitlachen kannst. Sonst bin ich mit meinem Verständnis der Sprache sehr zufrieden. Die Seminare in der Uni verstehe ich fast komplett und verständigen kann ich mich inzwischen ohne großartig nachdenken zu müssen.
Samstag Nachmittag waren wir dann bei einem Spiel der hiesigen 2. Liga. Unser Coach kommentiert das Spiel für einen vereinseigenen Radiosender und hat uns alle mitgenommen mit dem Kommentar wir sollten die Spieler unser jeweiligen Position einmal genau beobachten. Ein kleines Dejavu hatte ich, als wir allesamt mit Generalkarte durch die Drehkreuze ins Stadion gelassen wurden. Die Beziehungen hatten mal wieder funktioniert. Das Spiel an sich war grottenschlecht. Die Heimmannschaft verlor gegen den Underdog mit 2-0 und musste sich heftigste Beschimpfungen der Fans anhören, was soweit ging, dass das ganze Stadion forderten den Towart aus dem Tor zu nehmen. Hinter uns saß ein ca. 7jähriger Junge, der während des ganzen Spiels mit den krassesten Schimpfwörtern um sich schmiss. Sein Vater neben ihm war hat nicht mal mit der Wimper gezuckt, sondern war seinem Sohn eher noch ein (schlechtes) Vorbild in Sachen Originalität der Beschimpfungen. Sehr beeindruckend waren allerdings die beiden Blockfahnen der jeweiligen Fans, die die ganze (!) Kurve bedeckten. Das fand ich schon sehr beeindruckend. Nach dem Spiel hatte ich dann noch "one minute of fame". Unser Coach analysierte das Spiel fürs Radio und hat mich gebeten etwas über den Unterschied von argentinischem und europäischem Fußball, mein Leben hier, etc. zu erzählen. So viel von hier, ich gebe zurück an die zuständigenFunkhäuser.

Donnerstag, 19. April 2007

Wo sind wir hingekommen...?

Dieser Eintrag hat nichts mit Argentinien zu tun. Ich muss aber einfach mal meine Verwunderung bzw. Ernüchterung ausdrücken: Auf welchem Weg sind wir eigentlich???
Da muss ich doch heute morgen erfahren, dass nach dem Massaker an der Virginia Tech teilweise gefordert wird, Studenten und Professoren mit Waffen auszustatten, damit solche Taten in Zukunft verhindert werden können. Nach weitergehender Suche entdecke ich auf http://www.nytimes.com/2007/04/18/us/18pistols.html?ref=us diese Passage: "No one can say for sure if allowing students and faculty members to carry arms would have prevented the rampage on Monday, said Philip Van Cleave, president of the Virginia Citizens Defense League. “But they wouldn’t die like sheep, at least, but more like a wolf with some fangs, able to fight back.”
Was bitte geht in deinem Hirn vor? frage ich mich sogleich.

Weiter geht's heute Nachmittag mit der Behauptung von Herrn Flippen (zitiert in der "Welt"), seines Zeichen Spielerberater von Torsten Frings, dass sein Mandant „ja kein Hartz-IV-Empfänger [sei]. Es entscheidet nicht sein Leben, ob er eine Million mehr oder weniger verdient.“ Auf welche Weise stigmatisiert der feine Herr Spielerberater Hartz-IV Empfänger. Diese Aussage hat doch offentsichtlich eine negative Konnotation über den Status und Stand von Hartz-IV Empfängern. Wieder frage ich mich, was er sich dabei denkt (wahrscheinlich nichts, dass ist ja das Traurige). Ich habe leider den Eindruck, dass dies durchaus eine vorherrschenden Meinung der Gesellschaft widerspiegelt.

Herr Schäuble setzt dann den Schlusspunkt meiner Ernüchterung für heute (hoffentlich). In einem vorab verbreiten Interview mit dem "Stern" lehnt er die Unschuldsvermutung im Bereich der Gefahren- und Terrorabwehr ab. Begründung seinerseit:
"Die Unschuldsvermutung heißt im Kern, dass wir lieber zehn Schuldige nicht bestrafen, als einen Unschuldigen bestrafen. Der Grundsatz kann nicht für die Gefahrenabwehr gelten. Wäre es richtig zu sagen: Lieber lasse ich zehn Anschläge passieren, als dass ich jemanden, der vielleicht keinen Anschlag begehen will, daran zu hindern versuche. Nach meiner Auffassung wäre das falsch." Hat er jemals etwas vom Rechtsstaatprinzip gelesen, geschweige denn verstanden? Will er als nächstes Folter zulassen mit der Begründung, dass die Verletzung der Würde eines Menschen zu rechtfertigen sei, wenn dabei 10, 100 oder auch 100.000 Menschen das Leben gerettet werden würde, weil dadurch ein Anschlag verhindert wird...?

Genug ausgekotzt für heute.

Dienstag, 17. April 2007

Superclásico

15-4-2007, 16:10, Bombonera, Boca-River (1-1)

Gestern war es soweit, der Superclásico in der Bombonera (Stadion von Boca Juniors) stand an. Nachdem wir die ganze Woche über alle möglichen Kontakte und Internet versucht hatten Karten zu kriegen, haben wir über nen Kontakt von Etienne dann welche für einen einigermaßen vernünftigen Preis gekriegt.
Der Tag ging schon gut los, da Etienne mich um 10:00h förmlich aus dem Bett prügeln musste. Ich war Samstag bis keine Ahnung mehr wann (ich glaube gegen 7:30h war ich zuhause) weg, total abgedichtet mit absolut großen Lücken des Abends. Nun ja, aber der superclásico stand an und wat mut dat mut. Wir sind dann zum Treffpunkt gefahren, haben da den Typen getroffen, der uns die Karten besorgen sollte und sind mit seinem Auto und einem Taxi losgefahren. Irgendwo haben wir dann bei McDonalds angehalten, er hat die Kohle von uns eingesackt und wir sind nach ner Zeit weiter gefahren in die Nähe des Stadions, noch ohne irgend eine Form von Karte in der Hand. An besagter Stelle war mir doch etwas mulmig zumute; ich hatte das Gefühl da liefen einige dubiose Gestalten herum, bestimmt einige von "La Doce" (die Barra Brava, Hooliganfirma von Boca) und wenn es irgendwas positives an meinem körperlichen Zustand gab, dann dass ich einfach keine Energie hatte mir zu große Gedanken zu machen... Der Typ, der uns zum Stadion gekarrt hatte, hat uns dann "Hugo" anvertraut, ein Kerl, nicht gerade vertrauenserweckend, der ständig telefonierte, besagte dubiose Typen begrüßte, von A nach B flitze und nur zu selten direkt neben uns stand. Wir hatten immer noch keine Karten, aber unser Geld fuhr mit dem Auto davon. Nun gut, dachte ich: "She'll be right" (wie man in NZ zu sagen pflegt, wenn's schon irgendwie klappen wird). Nach einiger Zeit, in der ich versuchte meinen physischen Zustand zu ignorieren bzw. ihn erfolgreich zu bekämpfen und immer wieder Ausschau nach "Hugo" hielt und jedesmal erleichtert war ihn zu sehen (komisch, dass man sich freut einen so komischen Typen zu sehen...), bemerkte ich, dass wir nicht die einzigen, total verloren aussehenden Touristen waren. Die meisten sahen sogar noch verlorener und trotteliger aus als wir, mit schnell noch gekauften und oftmals gefälschten Trikots, Caps and what have you von Boca. "Nein, auffallen tut ihr damit auf keinen Fall! Trottel!" Nach einer halben Stunde warten ging es dann vor einen "Eingang". Dort gab's sogar Drehkreuze mit elektronischem Kartenerkennungssystem. Das einzige was fehlte waren die Karten... Vor diesem "Eingang" standen wir dann wie Ölsardinen und mein physischer Zustand machte sich langsam bemerkbar, bzw. ich nahm ihn war. Kurz bevor ich meinem Nebenmann mindestens gedanklich in den Nacken rückgefrühstückt hätte (ohne jemals gefrühstückt zu haben) und mein Durst mich fast gekillt hätte, ging es dann weiter. Wir wurden irgendwie und ohne Karte durch diese Drehkreuze geschleust. "Hugo" hatte das wohl mal eben abgeklärt, wie war mir in dem Moment ziemlich Latte. Wir kamen dem Stadion also näher und in "Spuckweite" hielten wir ein nächstes Mal bis "Hugo" wieder was weiß ich was gemacht hatte (wahrscheinlich ohne Ende geschmiert) und wir durch eine Schranke aufs Stadiongelände kamen. Dort warteten wir nochmal 30, gefühlte 180, Minuten ohne dass auch nur irgendein Verkäufer mit trinkbarer Flüssigkeit rumleif. "Ihr lauft doch sonst immer überall rum und nervt mit der durchdringenden Stimme und den Worten: 'Agua, Coca Cola, Cerveca, ...'. Warum bitte nicht in meiner Nachdurstnot?". Nachdem uns "Hugo" mind. zweimal aufgefordert hatte den Standort zu wechseln (wär wohl sonst etwas auffällig gewesen) und zwischenzeitlich ein Polizeigeschader mit Knüppel, Pumpguns und weiteren Sachen, die einem Schmerzen bereiten können, an uns vorbeigelaufen war, wurden wir dann zu dem zweiten Drehkreuzeingang gerufen. Dort sollten wir zu zweit durch die Drehkreuze gehen und wurden per Generalkarte oder so reingelassen. Wir waren drin und das ohne auch nur einmal eine Karte gesehen, geschweige denn in der Hand gehabt zu haben. Und "Hugo" hatte wahrscheinlich zig Leute geschmiert. Mir war's sowas von egal, ich war drin. Wir hatten "Karten" für den dritten Rang hinterm Tor, direkt über der Fankurve von Boca. Drinnen haben wir uns einen Platz gesucht, was auch kein Problem war, da es keine Platzkarten gibt.











































Wow, was ein Stadion!!! Nur geil! Total steil und irgendwie beeindruckend. Schließlich war es auch mein erstes Spiel in der Bombonera. Aber guckt euch die Fotos an und stellt es euch nochmal doppelt so beeindruckend vor.

Endlich lief auch ein Cola-Verkäufer rum. Nachdem ich mir dann noch zwei Burger und ne weitere Cola reingepfiffen hatte, ging es mir etwas besser. Aber mein Zustand war mir eigentlich total egal, weil ich da war, beim Superclásico zwischen Boca und River, einem DER krassesten Derbys der Fußballwelt, im Stadion.





























Direkt vor uns war eine Gruppe amerikanischer Touristen, von einer Touristenagentur betreut, mit Videokamera und eigens angeheuertem Fotographen, fürchterlich. Was machen solche Leute im Stadion, es ist genau wie bei der WM als alle möglichen Leute Karten bekommen haben, die mit Fußball aber auch wirklich gar nichts am Hut haben. Aaaarggghhhh! Mir zu Ohren kommende Fragen handelten dann auch davon, ob hier kein Bier verkauft bzw. serviert wurde. Verpisst euch, guckt euer langweiliges Baseball und lasst euch unterhalten vom Programm. Aber verschwindet aus Fußballstadion! In der Halbzeitpause bekamen sie dann auch alle schön ein Lunchpaket vor ihre hungrigen Mäuler serviert und waren totglücklich. Ich möchte auch gar nicht wissen, was die bezahlt haben...

Als vorm Spiel die Riverspieler eingelaufen kamen, gab es ein absolut geiles und total lautes Pfeifkonzert. Danach war die Stimmung auch sehr geil und das ganze Stadion ist förmlich ausgeflippt. Alle, aber wirklich alle haben mitgesungen. Selbst die Bonzen in der VIP-Loge sind abgegangen. Leider hielt die Stimmung nicht lange an. Über das Spiel gesehen war ich doch sehr enttäuscht. Kaum einmal war es richtig laut. Vielleicht lag es an den vielen Touris, die im Stadion waren, vielleicht daran, dass wir direkt über der Fankurve waren und bei uns nichts mehr ankam. Ich weiß es nicht, aber ich hatte mir schon mehr erwartet, aufgrund der Rivalität. Denen muss es doch so gehen wie mir, wenn Bremen gegen HSV spielt, bzw. noch etwas krasser...

Das Spiel an sich begann mit einem wahren Paukenschlag. Nach 45 Sekunden stand es 1-0 für Boca. Ledesma hatte eine wunderschöne Kombination über Riquelme abgeschlossen. Danach war Boca drückend überlegen, nur das Tor trafen sie nicht mehr. River kam sehr viel aggressiver aus der Kabine und machte folgerichtig nach 4 Minuten in der 2. Halbzeit den Ausgleich. Rosales schloss auch hier eine schöne Kombination ab. In der Folge war River mit Kontern gefährlich. Boca brachte nicht mehr viel auf die Reihe, obwohl Riquelme mit einem Freistoß kurz vor Schluss fast noch den Superclásico entschieden hätte. So feierten die Riverfans zum Schluss, aber keiner hatte Grund so richtig zu feiern bzw. den anderen zu verspotten. Schade, denn das wäre doch noch mal ein wenig stimmungsvoller gewesen.

Es war ein sehr geiles Erlebnis dieses Spiel live zu sehen. Als ich zuhause war bin ich bei der argentinischen Sportschau regelmäßig eingenickt und habe die folgende Nacht 12 Stunden durchgängig geschlafen.

Donnerstag, 12. April 2007

Saludos

Moin,

wenn ihr wollt dürft ihr euch auf diesen Seiten demnächst meine verbalen Ergüsse über das doch recht (sau)geile Leben hier in Buenos Aires in euer Gehirn aufnehmen...
Der Titel des Blogs ist übrigens Programm, ich kann mich an kaum einen Tag erinnern, an dem ich nicht dieses wundervoll saftige, zarte, geschmacksintensive carne, lomo, cerdo oder wie die verschiedensten Fleischsorten hier heißen, verspeißt habe.
[Nach Informationen von Wikipedia gibt es mind. 23 verschiedene Fleischsorten und definiert wird es als „alle Teile von geschlachteten oder erlegten warmblütigen Tieren, die zum Genuss für Menschen bestimmt oder geeignet sind“] ... später bestimmt noch mehr.

Also, disfruten de la pagina...

mein Zimmer

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Balkon morgens

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